1908 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Keuchel, Emil, Oberbach, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule, Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Emirat Bochara und das Khanat Chiwa. Die Steppe beherrscht das
ganze Gebiet; doch gibt es in den Tälern des Syr-Darja und Amu-Darja
und überall östlich des großen Aralsees sehr fruchtbare Gebiete, die
Weizen, Gerste, Reis, edle Obstarten und Wein hervorbringen. Wichtig
ist der Anbau des Maulbeerbaumes und der Baumwolle sowie die
Seidenraupenzucht in Bochara und der Provinz Ferghana. (Die Baum-
wollerzeugung beläuft sich auf 130 Mill, kg.) Zur Ausfuhr gelangen
neben Baumwolle und Seide Früchte, Tabak, Schafe, Ziegen und Pferde;
die Einfuhr beschränkt sich auf Seide und seidene Gewebe aus Indien,
chinesischen Tee und russische Baumwoll- und Metallwaren. Die von
der russischen Regierung (durch Soldaten) gebauten Eisenbahnen dienen
ebensosehr strategischen als Handelszwecken. Sie sind Fortsetzungen der
Bahn Moskau—baku auf der östlichen Seite des Kaspischen Meeres
oder solche der Linie Baku—batum. Von Krasnowodsk führt die Bahn
durch die transkaspische Provinz und Bochara nach Ferghana. Sie ver-
bindet die Plätze Merw, Bochara, Samarkand und Kokand, hat Ab-
zweigungen nach Taschkent und Kuschk (etwa 100 km von Herat,
,,dem Schlüssel Afghanistans") und reicht nach Osten bis Andidschan.
Nachdem auch die Anschlußlinie von Taschkent nach Orenburg fertig
gestellt ist, plant man noch eine andere von Andidschan nach Semi-
palatinsk und Omsk. Nach erfolgter Ausführung dieser Bahnstrecken
werden der Baumwollkultur auch diejenigen Gebiete dienstbar gemacht
werden können, die heute noch Getreide bauen müssen, das später von
Westsibirien, wo es im Überfluß vorhanden ist, eingeführt werden kann.
3. Kaukasien (468 700 qkm mit 9,3 Mill. Einwohnern). Es rechnet
politisch zum europäischen Rußland, geographisch gehört es jedoch zu
Asien. Es beginnt mit der ponto-kaspischen Niederung (Kuma-Manytsch-
senke), breitet sich auf beiden Seiten des Kaukasus zwischen dem
Schwarzen und Kaspischen Meere aus und erstreckt sich bis an die
Grenzen Persiens und des türkischen Armeniens. Die reiche Bewässe-
rung des Landes durch die von den Schneegipfeln des Kaukasus und
Ararat gespeisten Flußläufe (Terek, Kuban, Kur) und die geschützte
Lage der Täler bedingen eine ungeheure Bodenfruchtbarkeit. Welche
Bodenerzeugnisse wurden bereits genannt? Dazu kommen noch Obst,
Flachs, Hanf und Raps. Die Bevölkerung ist sehr gemischt. Neben den
alten Bergvölkern der Georgier, Grusier und Tscherkessen nehmen die
unruhigen Armenier und Tataren einen weiten Raum ein. Die Frei-
heitsliebe der Kaukasier hat die Russen schwere Opfer gekostet, und
noch heute gärt es unter der Bevölkerung recht häufig. Der Dolch
und die nie fehlende Flinte spielen im Volksleben eine bedeutende Rolle.
Wiederhole, was an anderen Stellen über die bergbauliche und in-
dustrielle Produktion sowie die Verkehrsmittel bereits vorkam!
Mittelpunkt des kaukasischen Handels ist Tiflis (Kurort mit heißen
Mineralquellen). Genannt wurden bereits wiederholt Baku und Batum;
außerdem sind zu merken Stawropol, Wladikawkas (alte Paßstraße über
den Kaukasus), Kutaïs, Poti und Eriwan (Baumwolle).