1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Wichtige Nahrurigs- und Genußmittel. 125
ragen Santos, Campinas Santos und gewaschener, blauer Rio hervor. Zu den
bekanntesten indischen Kaffees gehören der von Java kommende Preanger und der
Menado von Celebes. Der Kaffee von Niederländisch-Jndien wird in Amsterdam und
Rotterdam verauktioniert.
Menge und Güte des Kaffees hängen sehr von den Witterungsverhältnissen während der
Wachstumsperiode (Feuchtigkeit) und Reife- bezw. Erntezeit (Trockenheit) ab. In Brasilien
nimmt die Ernte im März oder April ihren Ansang und dauert ein halbes Jahr.
2. Kakao. Er ist ein nährstoffreiches Genußmittel. Dennoch hat er bei
weitem nicht die Bedeutung für den Welthandel erlangt, wie sie der Nährstoff-
arme Kaffee besitzt. 1906 wurden nur 148000 Tonnen geerntet. Aber die
Ernte ist in rascher Steigung begriffen. Sie nahm in den Jahren 1901—6
um 40°/0 zu. Auch von der Kakaoproduktion entfällt der größte Teil auf
Amerika, das zwei Drittel derselben hervorbringt. Den ersten Platz behaupten
mit annähernd gleichen Mengen (etwa 17 °/o der Welternte) Ecuador, Brasilien
und Trinidad. Sehr wichtige Produzenten sind auch Venezuela und einige
der westindischen Inseln. Die absolut und relativ größte Menge, nämlich sast
ein Fünftel der Welternte, wird aber von der afrikanischen Insel Säo Thome
aus den Markt gebracht. Auch die britische Goldküste, Kamerun, Ceylon und
Java liefern ziemlich viel.
Die größten Kakaokonsumenten sind die Vereinigten Staaten und
Deutschland. Dann solgen Frankreich, England, Holland, Spanien und die
Schweiz. Sehen wir von den Jnselhäsen ab, so sind die bekanntesten Ausfuhr-
plätze Guayaquil, der größte Kakaohafen, La Guaira, Para, Maranhzo und
Bahia. Nach den Vereinigten Staaten bewegt sich der größte Teil der Ein-
fuhr über Neuyork, nach Europa über Hamburg, Havre und London.
Das Kakaopulver, aus dem wir unser schmackhaftes und wohlbekömmliches Getränk,
sowie die Schokolade bereiten, ist ebenfalls das Produkt aus den Samen einer pflanzlichen
Frucht. Die fleischige Frucht des 8—15 m hochwachsenden Kakaobaums enthält in sünf
Reihen ungefähr 50 bohnenförmige Samen. Nachdem diese aus der Frucht heraus-
genommen sind, werden sie bei den besseren Sorten einer Gärung oder Rottung unter-
warfen, indem die ungetrockneten Samen aufgehäuft oder eingegraben werden. Durch
diese Gärung wird die spätere Entwicklung von Aroma und Geschmack gefördert. Nachdem
die gerottete Bohne gewaschen und getrocknet worden ist, kommt sie in den Handel. Die
sür den Handel hinsichtlich der Qualität wichtigste Sorte ist der Caracas aus Venezuela,
von dem auch Deutschland viel einführt.
Die von einer dünnen, zerbrechlichen Schale umgebenen Bohnen werden in den
Verbrauchsländern geröstet, wodurch auch sie ihr geschätztes Aroma erhalten, je nach den
verschiedenen Geschmacksrichtungen sortiert und gemischt und in Mühlen zermahlen.
Nachdem aus dem Kakaopulver durch Dampfpressen das die leichte Lösbarkeit hemmende
und zur Fabrikation von Kakaobutter dienende Ol herausgepreßt worden ist, kann es zu
den obengenannten Zwecken verbraucht werden. Als besten entölten Kakao betrachtet
man den holländischen, doch ist auch der deutsche sehr geschätzt.
3. Tee. Für diesen Handelsgegenstand kommt als Produktionsgebiet nur
Südostasien in Frage. Noch immer werden in China die größten Mengen
gewonnen. Aber der Eigenverbrauch ist so groß und die Anpassung der
chinesischen Teepstanzer an die Bedürfnisse des Weltmarktes so gering, daß es
sür den Export die Stellung des ersten Landes verloren hat, wenngleich es
von Britisch^Jndien, dem wichtigsten Aussuhrgebiet, erst um ein Geringes üb er-
hoffen wird. Britisch-Jndien, China und Ceylon erzeugen zusammen 75 °/o