1895 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
60 Landeskunde.
2. Der Böhmerwald. 1. Gebirgsnatnr. Der Böhmerwald ist
ein waldreiches Mittelgebirge, welches sich auf der Grenze von Bayern
und Böhmen -vom Fichtelgebirge bis znr Donanebene erstreckt. Er besteht
aus mehreren gleichlaufenden Rücken und weist im südlichen Teile seine
höchsten Erhebungen auf. Die höchste Spitze, der Arber (1500 m), ist
halb so hoch als die Zugspitze. Dem südlichen Gebirgszuge ist der niedrigere
bayrische Wald vorgelagert. —- Die zahlreichen Flüsse des Gebirges eilen
teils znr Donau, teils zur Elbe. — Mit seinen dichten, dunkeln Wäldern,,
schwarzen Seen, Sumpf- und Moorstrecken macht der Böhmerwald besonders
im 8. einen düstern Eindruck. Die Unwirtlichkeit desselben wird durch ein
rauhes Klima erhöht, welches in den Thälern nur den Anbau von Sommer-
getreide, Kartoffeln und Flachs gestattet.
2. Die Bewohuer sind ärmliche, arbeitsame Leute, fast ausschließlich
katholischer Koufessiou. Der Holzreichtum des Gebirges nötigt zum Handel
mit Nutz-, Bau- und Brennholz und ist die Grundlage einer umfangreichen
Holzindustrie. Tausende armer Gebirgsbewohner ernähren sich durch
Verfertiguug von Zündhölzchen, Resonanzholz, Schindeln, Holzschnhen und dnrch
Tischlerei. — Das Gebirgsgesteiu enthält mancherlei nutzbare Mineralien,
als Graphit, Quarz und Porzellanerde. Hierauf gründet sich die ausgebreitete
Glasiu dustrie, die Bereitung von Schmelztiegeln und die Töpferei. —
Aus den rauhen Gehängen gegen Böhmen hin gedeiht wenig Getreide;
lohnender ist der Ackerbau auf der milderen bayrischen Seite. Namentlich
ist der Flachsbau eiue ergiebige Einnahmequelle der Bevölkerung.
3. Der schwäbisch - fränkische Jura. l. Der schwäbische Jura
zieht sich in nordwestlicher Richtung vom Oberrhein bis zu einer breiten
Thalsenke der Müuduug des Lech gegenüber hin. In seinem südwestlichen
Teil von der Donau durchschnitten, begleitet er dieselbe weiterhin und bildet
eiue breite Kalksteinplatte von etwa 700 m mittlerer Höhe. Von der Donau-
feite steigt er ganz allmählich an und erhebt sich kanm merklich über die
Donauebene. Dagegen ist sein Abfall nach N. zu steil und weist schlnchten-
artig zerfressene Steilgehänge auf. Hier insonderheit führt er den Namen
„rauhe Alb." Der nördlichen Böschungslinie ist eiue Reihe vou Kegel-
bergeu vorgelagert, unter denen der Hohenzollern und der Hohen-
stausen die bekanntesten sind.
Sein breiter Rücken zeigt rauhes Klima, Waldarmut und eiue dünne
Ackerkrume, auf welcher der „Älbler" seinen Dinkelweizen baut. Mit der
Kalkuatur des Gebirges hängt seine Wasserarmnt zusammen, da die Nieder-
schläge schnell und nachhaltig' von dem Kalkstein aufgesogen werden. Indessen
hat mau in neuester Zeit dnrch großartige Wasserleitungsanlagen dem Wasser-
Mangel abzuhelfen versucht. Erwähnenswert ist noch der Höhlenreichtum
des Juragebietes. — Die Bewohner sind katholische und evangelische
Schwaben.
Nenne die Staaten, durch welche sich der schwäbische Jura zieht? — Hier breitet
sich auch das Ländchen Hohenzollern ans, das Stammland der preußischen Könige,
mit der kleinen Hauptstadt Sigmaringen an der Donau. Auf dem Hohen-
zollern erhebt sich das wiederhergestellte ritterliche Stammschloß der Hohenzollern.
2. Der fränkische Jura behält bis Regensburg die nordöstliche
Richtung bei, wendet sich hier aber nach N. und endet in der Ebene des
oberen Main, nahe am Fichtelgebirge. Wie der schwäbische Iura besteht