1879 -
Gütersloh [u.a.]
: Bertelsmann
- Autor: Hess, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
F. Mitteleuropa. Die Elbe.
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bürg —), die Stromrinne am tiefsten ist, so daß selbst die größten See-
schiffe herankommen, und die (bis Lauenburg dringende) Fluth täglich vor-
beiströmt 2). Von Hamburg ab fließt die Elbe, wieder in einem Arme gesam-
melt, noch 12 M. und tritt mit einem 2 M. breiten Mündungsbusen
in die Nordsee mit so geringem Gefälle, daß sie der Fluth kein Hindernis
bereitet 3).
Sie ist im Ganzen sehr schis bar, von Dampfschiffen zwischen Ham-
burg und Magdeburg, Dresden und Melnik befahren; doch neigt sie im Unter-
laus zu Verschlemmungen. Durch ihre Richtung verbindet sie viele Län-
der, selbst Böhmen, mit der Nordsee.
Die Jser strömt von der Tafelsichte zunächst zwischen 2 Jserkämmen
hin, vorwiegend nach Sw. Sie hat etwas goldhaltigen Sand.
Die Schwarze Elster fließt vom Lausitzer Gebirge im Ganzen
nach Nw., zuletzt langsam durch sumpsige Niederungen. Sie ist Verhältnis-
mäßig lang, hat aber, w.'il durch Spree und Elbe beschränkt, nur schmales
Stromgebiet.
Die fischreiche Havel entspringt auf der Mecklenburger Seenplatte
im Nw. von Neu Strelitz, wo beide Mecklenburg an einander grenzen, fließt
bis hinter P o tsdam vorwiegend nach S., dann in nördlich gerichtetem Bogen
bis hinter Brandenburg, zuletzt nach Nw.*). Sie ist ein rechter Seensluß;
sie verbindet die Seen der Mecklenburger Platte mit denen der Markmulde,
an denen doch, namentlich bei Potsdam, schön bewaldete Berge liegen5); auch
fließt sie durch viele Sümpfe; da sie langsam fließt, setzt sie manche Sand-
bänke ab. Von allen Seiten her erhält sie die Abflüsse der Sümpfe in der
Mark und ist durch Canäle mit andern Stromläufen in Verbindung gesetzt
(§ 307 lb § 308). So führt der Finow Canal (Fig. 92) nach O.
zur Oder, uach W. der Ruppiner Canal zum Rhin, der Hauptgraben
(Große Graben), hauptsächlich zur Entwässerung dienend, von der östlichen zur
westlichen Laufstrecke der Havel, der Plauesche Canal von dem Plaueschen
See, ihrer südwestlichsten Ausbuchtung, zur Elbe.
Die Spree fließt vom Lausitzer Bergland nach N., tritt bei Bautzen
in's Tiefland, umfließt (als Große und Kleine Spree) eine lange wald-
reiche Insel, tritt in kräftigem westlichem Bogen in den S p r e e w a l d, kommt
dann in starkem östlichem Bogen der Oder bis auf 2lk M. nahe, so daß
hier schon der große Kurfürst den Friedrich Wilhelms Canal angelegt
2) Beachtenswcrth ist auch, daß Hamburg wie London hinter dem innersten Winkel
einer Bucht der Nordsee (!) liegt; so dehnt sich sein Hinterland ungemein weit aus,
viel weiter z. B. als das Bremens. Die tägliche Ausspülung durch die Fluth bewahrt
auch den Hafen vor Versandung.
3) Früher ist sie, als die Nordseeküste noch weiter reichte, auch noch weiter durch
das Festland hindurch geflossen, wo sie jetzt nur Watten zur Seite hat. So war einst
die Insel Neu werk ein Festlandstheil an ihrem Ufer.
*) Sie mündet bei Werben, wo einst Gustav Adolf ein durch sumpfige Gegend
ausgezeichnet gesichertes Lager errichtete (163t). Die Havel ist zwar 39 M. lang, mündet
aber nur 121/2 M. von der Quelle
s) Hier liegen Gegenden, welche durch die seltene Verbindung einer breiten, impo-
nierenden Wasserfläche, die von Fahrzeugen und Schwänen belebt ist, anmnthiger, mit
Villen, Burgen und Schlössern gezierter Waldberge, grüner Wiesen und fruchtbarer Ge-
filde (auch Weinberge!) eiuen so eigenartig schönen Eindruck machen, wie in solcher Weise
sonst keine deutsche Gegend.