Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländische Erdkunde - S. 10

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 10 — Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. — 4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein- ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60, spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.) Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann. So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be- sonders hohem Maße wahren zu helfen. — Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke- lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7). Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels (Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren, und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen." Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten. Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer