1897 -
Braunschweig
: Wollermann
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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reich, das in der Seidenzeug-Fabrikation obenan steht. Deutschland
führt für ca. 180, Frankreich für 280 Mill. Mk. Seidenzeuge aus. In ganz
Europa wurden 1883 rund 11 Mill. kg Rohseide verarbeitet, wovon Italien
und Chiua je 3x/2 Mill. lieferten (die europäischen Länder zusammen 41/2, die
außereuropäischen Mill. kg). — Der Mittelpunkt der deutschen Seiden-
Industrie ist Krefeld' Vou der Großartigkeit der dortigen Produktion bekommen
wir eine Vorstellung, wenn wir erfahren, daß 1883 fast 29 Mill. Mk. an
Arbeitslöhnen gezahlt wurden. Auch andere Städte des rheimsch-westsälischen
Jndustriebezirkes, Elberseld-Barmen, Düsseldorf, Gladbach, habeu eiue bedeutende
Seiden-Jndnstrie. Außerhalb dieses Bezirkes ist noch Mülhausen zu nennen.
ä) Andere Industrien.
In den chemischen Fabrikaten (Drogen, Apotheker- und Färb-
waren) dürfte Deutschland das erste Land der Welt sein, da nicht bloß
Frankreich, sondern in letzter Zeit anscheinend auch Endland überholt winde.
Der Ausfuhrwert der Chemikalien wird nur vou wenig anderen Artikel über-
troffen (freilich steht ihm auch eine erhebliche Einfuhrziffer gegenüber). Man
rühmt an den deutschen Fabrikaten, besonders an den Drogen, ihre Reinheit.
In England führt man gerade den Aufschwung der deutschen chemischen In-
dustrie auf den Einfluß des deutschen Gelehrten- und Universitätswesens zurück
Ein großer Teil der chemischen Fabriken verdankt seine Entstehung dem Staß-
furter Salzlager (S. 183). — Ju der Farbenindustrie zeichnet sich Deutschland
besonders durch seine Teer- (Anilin-) und Ultramarinfarben-Fabriken aus, deren
es unter alleu Ländern die meisten und größten hat. (Große Anilinfabriken in
Ludwigshafen.)
Die Glaswaren-Industrie Deutschlands steht mit derjenigen
Belgiens und Österreich-Ungarns in erster Reihe. Die Ausfuhr über-
trifft die Einfuhr um rund 30 Mill. Mk. Die meisten Glasfabriken liegen im
Gebiet der großen Kohlenlager (Grnnd!), andere befindeil sich im Böhmer- und
Bayerwald, im Fichtelgebirge ?c. (s. die betr. Abschnitte).
In der Papier-Jndustrie nimmt Deutschland die erste Stelle
ein. Durch die reiche Ausfuhr werden fast 90 Mill. Mk. ins Land gezogen.
Am zahlreichsten finden sich die deutsche» Papierfabriken im Regierungsbezirk
Aachen (z. B. in Düren).
Daß Deutschland in der Rübenzucker-Industrie bei weitem die
erste Stelle einnimmt, erfuhren wir bereits (S. 291). Auch in der
Tabaks-Jndustrie steht Deutschland in Europa voran, indem es 1js
aller europäischen Tabaks- und Eigarrenarbeiter beschäftigt. Mittel-
Punkt der Tabaks- und Eigarren-Jndustrie ist Bremen.
Entsprechend der hohen geistigen Kultur unseres Vaterlandes
nimmt auch das Buchdrucker- mit den verwandten Gewerben (poly-
graphische Gewerbe) bei weitem den ersten Plah in der Welt ein.
Die Zahl der jährlichen Büchererscheinungen (Neuheiten und Neuausgaben)
beträgt in Deutschland an 20 000, in Frankreich gegen 10 000 in England
etwa 7000, in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich nur 4000 (1880 waren
es nur 2500). „Es ist das ein schönes Zeugnis für den hohen Stand der
geistigen Bildung und des lebhaften Interesses an den Wissenschaften." (Richter.)
Zurückblickend können wir mit Genugthuuug feststelleu, daß
uuser Vaterland in fast allen Industriezweigen eiue sehr hohe