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1. Bilder aus Amerika - S. 151

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 151 — schiedenen Religionsgemeinschaften empor, in Größe und Bauart sehr ver- schieden, manche nur einfache Bethänser, andere etwa unseren deutschen Dorfkirchen vergleichbar, noch andere großartige Prachtbauten. Stattliche, gut eingerichtete Schulhäuser finden sich in beträchtlicher Anzahl, und die deutsche Sprache wie die deutsche Erziehuugskuust haben sich darin erfreulichen Einfluß errungen. Der Katholizismus gebietet in der ursprünglich fran- zösischen Stadt über 30 Kirchen, zahlreiche Klöster und viele katholische Schulen; auch die Universität befindet sich in den Händen der Jesuiten. Ein Bürger der Stadt, Mullauphy mit Namen, hat eine Stiftung im Betrage von 2 400 000 Mark dazu bestimmt, alle unbemittelten Ein- Wanderer, die mit der Absicht, sich im Westen anzusiedeln, durch St. Louis kommen, aus den Erträgnissen zu unterstützen. In dem nach ihm benannten Einwandererhanse finden die armen Leute mehrere Tage uueutgeltliche Verpflegung, im Bedürfnisfalle kleidet man sie auch neu und gewährt ihnen Geldvorschüsse. Großartig ist es überhaupt, was in den Vereinigten Staaten für Arme und Hilfsbedürftige gethau wird; dieser Zug unbegrenzt freigebiger Wohlthätigkeit ist einer der rühmeswertesteu im Wesen des Amerikaners. Man darf kühn behaupten, daß in keinem Lande der Welt so viel für Notleidende geschieht, wie gerade in der Union. Derselbe Mann, der den ihn um Hilfe angehenden, ins größte Elend geratenen Einwanderer kühl abweist, weil er für folche Dinge keine Zeit hat; der- selbe Mann, der im Geschäfte eigennützig und hart ist, hat stets eine offene Hand, wenn es etwas für die Armen zu thun gilt. Er meint, wer im Unglück sitze, solle Zuflucht bei den zahlreichen, mit großen Mitteln aus- gestatteten Wohlthätigkeitsanstalten suchen und ihn in seinem rastlosen Schaffen unbehelligt lassen. Dabei kommen freilich die ehrliebenden Leute, hie uur Arbeit suchen und nicht der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen wollen, herzlich schlecht weg. Trotzdem kann nicht genug gerühmt werden, daß fast alles, was für Unglückliche geschieht, durch freiwillige Beiträge er- möglicht wird. Der Staat gründet und unterhält die Blinden- und Taub- stummenanstalten, sowie die Irrenhäuser; die Städte sorgen für Hospitäler, in denen Kranke oder Verunglückte entweder vollkommen freie Unterkunft finden, oder wenigstens nur geringe Verpflegungsgelder zu zahlen haben. Jeder Bezirk hat fein Armenhaus; es ist aber meist so schlecht, daß nur Vagabunden und verkommene Subjekte der schlimmsten Art hineingehen. Überaus groß ist die Zahl der Gesellschaften, die sich die Fürsorge für verlassene, unglückliche Mädchen, für verwahrloste Kinder, für Trunkenbolde, ia sogar für Verbrecher und für die Tiere zur Aufgabe gemacht haben und die alljährlich bedeutende Summen aufbringen. Es ist ein in den Kreisen der Reichen nicht allzuselten vorkommender Gebrauch, daß sie einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke oder für Wohlthätigkeitsanstalten hinterlassen. Nur für arme alte Leute geschieht nichts; bei uns finden sich überall Asyle für diese Bedauernswerten, in Amerika sind kaum einige kleine, von einzelnen Personen errichtete Anstalten solcher Art vorhanden. In demselben Lande, wo Millionen für höhere
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