1894 -
Weinheim (Baden)
: Ackermann
- Autor: Kleinschmidt, Arthur
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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schiedenen Religionsgemeinschaften empor, in Größe und Bauart sehr ver-
schieden, manche nur einfache Bethänser, andere etwa unseren deutschen
Dorfkirchen vergleichbar, noch andere großartige Prachtbauten. Stattliche,
gut eingerichtete Schulhäuser finden sich in beträchtlicher Anzahl, und die
deutsche Sprache wie die deutsche Erziehuugskuust haben sich darin erfreulichen
Einfluß errungen. Der Katholizismus gebietet in der ursprünglich fran-
zösischen Stadt über 30 Kirchen, zahlreiche Klöster und viele katholische
Schulen; auch die Universität befindet sich in den Händen der Jesuiten.
Ein Bürger der Stadt, Mullauphy mit Namen, hat eine Stiftung
im Betrage von 2 400 000 Mark dazu bestimmt, alle unbemittelten Ein-
Wanderer, die mit der Absicht, sich im Westen anzusiedeln, durch St. Louis
kommen, aus den Erträgnissen zu unterstützen. In dem nach ihm benannten
Einwandererhanse finden die armen Leute mehrere Tage uueutgeltliche
Verpflegung, im Bedürfnisfalle kleidet man sie auch neu und gewährt
ihnen Geldvorschüsse. Großartig ist es überhaupt, was in den Vereinigten
Staaten für Arme und Hilfsbedürftige gethau wird; dieser Zug unbegrenzt
freigebiger Wohlthätigkeit ist einer der rühmeswertesteu im Wesen des
Amerikaners. Man darf kühn behaupten, daß in keinem Lande der Welt
so viel für Notleidende geschieht, wie gerade in der Union. Derselbe
Mann, der den ihn um Hilfe angehenden, ins größte Elend geratenen
Einwanderer kühl abweist, weil er für folche Dinge keine Zeit hat; der-
selbe Mann, der im Geschäfte eigennützig und hart ist, hat stets eine offene
Hand, wenn es etwas für die Armen zu thun gilt. Er meint, wer im
Unglück sitze, solle Zuflucht bei den zahlreichen, mit großen Mitteln aus-
gestatteten Wohlthätigkeitsanstalten suchen und ihn in seinem rastlosen Schaffen
unbehelligt lassen. Dabei kommen freilich die ehrliebenden Leute, hie uur
Arbeit suchen und nicht der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen wollen,
herzlich schlecht weg. Trotzdem kann nicht genug gerühmt werden, daß
fast alles, was für Unglückliche geschieht, durch freiwillige Beiträge er-
möglicht wird. Der Staat gründet und unterhält die Blinden- und Taub-
stummenanstalten, sowie die Irrenhäuser; die Städte sorgen für Hospitäler,
in denen Kranke oder Verunglückte entweder vollkommen freie Unterkunft
finden, oder wenigstens nur geringe Verpflegungsgelder zu zahlen haben.
Jeder Bezirk hat fein Armenhaus; es ist aber meist so schlecht, daß nur
Vagabunden und verkommene Subjekte der schlimmsten Art hineingehen.
Überaus groß ist die Zahl der Gesellschaften, die sich die Fürsorge für
verlassene, unglückliche Mädchen, für verwahrloste Kinder, für Trunkenbolde,
ia sogar für Verbrecher und für die Tiere zur Aufgabe gemacht haben
und die alljährlich bedeutende Summen aufbringen. Es ist ein in den
Kreisen der Reichen nicht allzuselten vorkommender Gebrauch, daß sie einen
beträchtlichen Teil ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke oder für
Wohlthätigkeitsanstalten hinterlassen. Nur für arme alte Leute geschieht
nichts; bei uns finden sich überall Asyle für diese Bedauernswerten, in
Amerika sind kaum einige kleine, von einzelnen Personen errichtete Anstalten
solcher Art vorhanden. In demselben Lande, wo Millionen für höhere