1882 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
30 Bonn, die Musenstadt.
Dort lernte er aber den edlen Dichter Heinrich v. Kleist kennen, mit
dem er innige Freundschaft schloß. Mit diesem reiste er nach Prag, um an
der Erhebung Oesterreichs gegen Napoleon Theil zu nehmen. Sie schlössen sich
preußischen Offizieren an, die sich dort gleichfalls gestellt hatten. Doch trotz des
Sieges bei Aspern kam ein unrühmlicher Friede zu Stande, und Dahlmann
brauchte allen Mnth, an der guteu Sache nicht zu verzweifeln.
Inzwischen beschäftigte er sich in Kopenhagen mit der Geschichte der
deutschen Kaiser ans dem sächsischen Hanse und brachte es dazu, eiu Kollegium
über die „Wolken des Aristophanes" in lateinischer Sprache zu lesen. Doch
blieb er nicht lange in Kopenhagen; 1812 ward er dnrch Verwendung seines
Oheims als Professor der Geschichte nach Kiel berufen. Für Dahlmann war
diese Berufung ein gewagtes Stück; denn eigentlich hatte er auf diesem Felde
noch nichts Hervorragendes geleistet. Dies gestand er selbst ein; jedoch zeigte
er den Eifer und die Befähigung, sich in seinen Beruf hineinzuarbeiten. Nun
begann auch eigentlich erst so recht seine Thätigkeit als Schriftsteller. Er gab
im Verein mit Falck, Twesten und Welcker die „Kieler Blätter" heraus und
schrieb namentlich über deutsches, skandinavisches und griechisches Alter-
t hum. Besonders erwarb er sich als Politiker Beifall und Anerkennung von Seiten
berühmter Zeitgenossen, wie von Niebnhr, Schleiermacher und Thibaut.
Obwol er mit seiner, wie es schien, verfrühten Aufforderung an Schleswig-
Holstein, sich in den Deutschen Bund ausnehmen zu lassen, nicht durchdrang,
sondern sich deu Tadel seines Oheims zuzog, so ward er doch des Letzteren Nach-
folger in der Verwaltung des ritterschaftlichen Archivs und vertrat mit Feuer
die Vereinigung der beiden Herzogtümer. Dies hemmte freilich seine Besörde-
rnng in Kiel, und er folgte 1829 einem ehrenvollen Rufe nach Göttingen.
Hier vertrat er fest und ohne Furcht seinen Standpunkt des Rechts iu den Wirren
der Julirevolution, während sein greiser Freund Niebuhr fast verzweifelte.
Nach Hannover gesandt, betrieb er eifrig das Einschreiten der bewaffneten
Macht und war später unerbittlich in der Verurtheilung der Aufrührer.
Die Regierung zog ihn zur Prüfung des Staatsgrundgesetzes zu, und von
der Universität ward er zum Abgeordneten in den Landtag gewählt. Obwol er
zum höheren Staatsdienst berufen schien, schied er doch 1833 nach Zustande-
kommen des Staatsgrundgesetzes aus der politischen Lausbahn ans und kehrte
zu seinem Katheder in Göttingen zurück. Hier fand Dahlmann ein reges, frisches
Treiben und schloß sich besonders den Gebrüdern Grimm und Gervinns an.
In dieser Epoche erreichte er den Zenith seines Lebens. Doch trotz seiner Thätig-
keit im Lehrstuhl verlor er die höhere Politik nicht aus dem Auge und schrieb
dem Systeme Metternich und seiner Reaktion das Verdammuugsurtheil in
seinem scharfsinnigen Werke: „Politik".
Indessen trat nach König Wilhelm's Iv. Tode in Hannover eine vollständige
Reaktion ein, dadurch, daß der Nachfolger das beschworene Staatsgrundgesetz
nicht anerkannte. Aber die Universität Göttingen widersetzte sich diesem Rechts-
bruch. Besonders waren es Dahlmann und seine Gesinnungsgenossen, die
Gebrüder Grimm und Gervinns n. A., welche öffentliche Verwahrung ein-
legten. Die Folge war, daß mau sie absetzte und des Landes verwies. Dahlmann
ging nach Leipzig und später nach Jena, wo er den Wissenschaften lebte und
u. A. sein großes Meisterwerk, die „Geschichte Dänemarks", schrieb. Niemals