1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vii. Schweden und Norwegen.
rinth schrecklich brandet und wütet, und gefährliche Strudel erzeugt. — Noch weiter
hinaus im Meere und fast der Küste gleichlaufend erhebt sich ein zweiter Vorwall
unter den Fluten, eine lange zusammenhängende Meeresbank, aus welcher sich die
trefflichen Fischerplätze finden, zu denen der norwegische Küstenbewohner unter un-
säglichen Gefahren hinaus fährt, um feinen Lebensunterhalt zu suchen.
Zahllose schmale Meeresarme von unergründlicher Tiefe (Fjorde) schneiden
tief in die granitnen, hocherhabenen und seltsam gestalteten Felsenmauern der Küste
ein, und dringen, bald sich zu finstern, nie von einer Sonne erhellten Klüften der-
engend, bald sich wieder zu Busen erweiternd, bis 10, ja bis 20 und 30 M. weit
in das Herz des Landes hinein, wie der Hardanger-, Sogne-, Trondhjemer-Fjord, der-
zweigen sich hier zu vielen engen Seitenbuchten und Einschnitten, und schließen das
wilde Gebirgsland bis in sein Inneres auf. Sie sind die Thäler des Nordlandes.
Am Küstenrande kleben hin und wieder elende Fischerhütten, kegelförmig gebaut, mit
einer Licht- und Rauchöffnung auf der Kegelspitze, 6—7 zu einem ärmlichen Dorfe
vereinigt; zwischen den vor den Küsten zerstreuten Felseninseln rudern schnelle Fischer-
boote. Drinnen im Fjord gähnen zu beiden Seiten die zerklüfteten Felsmaffen immer
höher, kühner, furchtbarer herein in die dunkle Tiefe. Da und dort stürzt mächtig
5ig> 36. Der Romsdals-5jord.
hoch vom Felsrand oben ein Wasserfall in hohem Bogen herab. An die braunroten
Felswände oder Abhänge klammern sich Fichten, Weiden, Birken an, und dichtes
Gestrüppe, Moos und Flechten hängt aus den Rissen der Felsen; hoch oben blickt ein
schmaler Streifen vom Blau des Himmels herab in die dunkle Kluft. Da muß man
forgfältig in der Mitte zwischen beiden Felsenrändern rudern; denn gar oft stürzen
von der durch die Bäche gelockerten Gebirgsmaffe große Steine mit ungeheurer Ge-
walt in die Tiefe, so daß man in Gefahr ist, von ihnen zerschmettert zu werden.
Und doch sind es diese tiefen und langen finsteren Spalten des Hochgebirgs, die den
reiselustigen Normannen hinauslockten auf den tobenden Ozean, um in fernen
Gegenden zu suchen, was ihm seine rauhe Heimat versagte. — Endlich, tief innen
im gewundenen Seethale, wo das Gebirge sich zur Schlucht verengt, in schmaler
Felsenspalte, endet der Fjord. Von der Höhe des finsteren Schrundes herab er-
gießt sich in wilden Sprüngen ein kleines Bächlein in die See. Am schmalen Lan-
dungsplatze liegen im trefflichen Naturhafen kleine leichte, einmastige Seeschiffe von
trefflicher scharfer Bauart vor Anker. Man landet, und nun geht es an der jähen
Wand empor, auf breiten, treppenartigen Felsabfätzen, nicht selten begleitet von äols-
artigen Klängen des aus Höhlen hervor- und hinabrieselnden Bächleins. Endlich