1914 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Muckle, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Baden
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die einzelnen Landschaften.
Ter Kaiserstuhl
ist ein kleines Gebirae. das in der Richtung seiner größten Erstrecknng,
von Breisach bis Riegel (Sw—no) nur 16 km lang ist, aber 560 m
Höhe ü. d. M. erreicht. Das benachbarte Städtchen Breisach liegt mit
seinem älteren Teil ans einem Vorbera des Kaiserstuhls dicht am Rhein.
Der Kamm des Kaiserstuhls, der einem nach W offenen Hufeisen
gleicht, besitzt mehrere Gipfel, unter denen der Neunlindenbera und
der Totenkovf T dicht daneben, (beide 36o m) die höchsten sind. Eine
weiter nördlich gelegene Kuppe trägt die Katharinenkapelle K.
(480 m). [Siehe Taf. I],
Der Neunlindenberg verdankt seinen Namen einer uralten Linde, aus deren
Stumpf nach ihrem Zerfall neun neue Stämme hervorgewachsen wareu, die aber
infolge Altersschwäche ietzt auch verschwunden sind. Einst, vor mehr als 60v Jahren,
soll Kaiser Rudolf, wenn er gerade in Breisach sein Hoflager hielt, oben auf dem
Totenkopf öfters Gericht gehalten haben. Davon soll der Name des ganzen Gebirges
herrühren.
Von dem neuen Aussichtsturm des Neunlindenberges genießt man einen Herr-
lichen Ausblick auf die bewaldeteu Kuppen des Kaiserstuhles, über die weite bebaute
Ebene mit den Städten Freiburg und Strasburg hin bis zu den dunkeln Bergen
des Schwarzwaldes und der Vogeseu.
Der Kaiserstuhl besteht fast ganz aus sogenannten vulkanischen
Gesteinen, besonders aus dem dunklen Basalt (richtiger Tephrit)
und dem etwas helleren Phonolith (Klingstein). Beide sind ans den
glutflüssigen Massen, dem Magma, des Erdinnern entstanden, das in
mehreren Ausbrüchen durch Nisse oder Spalten der Erdrinde hier an die
Oberfläche gekommen sein muß.
Merke : G e b i r g e, die durch hervorgequollenes Magma
der Erde gebildet wurden, nennt man Vulkane. Der Kaiser-
stuhl ist also ein vulkanisches Gebirge.
Wie alle Gebirge ist auch der Kaiserstuhl durch Verwitterung und
Flnßansnagnng stark zerstört. Er ist ein Vulkanskelett. Bei der
Kleinheit des Gebirges konnten aber nur uubedeuteude Tälchen gebildet
werden, die nach allen Richtungen mit steilem Gefäll zur Ebene hinab-
laufen. svgl. Kärtchen Taf. 1]. Der verwitterte (eisenhaltige) vulkanische
Boden ist sehr fruchtbar.
Große Teile des Kaiserstuhls sind bis 20 imb mehr m mächtig mit
Löß bedeckt, einer feinen gelblichen Erdart, die durch die Verwitterung
zum großen Teil zu einem ebenfalls sehr fruchtbaren braünen Lehm
umgewandelt wurde.
Löß ist nichts anderes als feinster Gesteinsstaub, der in früheren Zeiten
(am Ende der Eiszeit, als die Rheinebene noch wenig Pflanzen hatte) von Winden
und Stürmen in der Ebene aufgewirbelt und an den Gehängen des Kaiferstnhls sowohl,
als auch am Westrand des Schwarzwaldes, des Kraichgans und Odenwaldes wieder
abgesetzt wurde.
Der Tuniberg und die Borbergzone des Schwarzwaldes.
Südlich vom Kaiserstuhl erhebt sich der niedrige Tuniberg T (316 m).
Derselbe ist mit einigen noch kleineren Erhebungen in der Ebene ein