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1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Kleinod des braunschweigischen Hauses von Glückstadt aus heimlich und
unvermerkt nach London zu bringen.
Das war nun aber damals, wo französische Zollbeamte alle Küsten
bewachten und französische Spione über ganz Deutschland verbreitet
waren, ein äußerst schwieriges Ding. Zum Glück hatte der Oberst
einen sehr treuen Diener, der ihn auf allen Reisen begleitet hatte,
und der so viel Klugheit, Umsicht und Ergebenheit besaß, daß
sich sein Herr unbedingt auf ihu verlassen konnte. Dieser treue
Mensch hieß Löwegrün. Der Oberst mußte, um noch einen andern
Auftrag seines fürstlichen Herrn auszuführen, über Hamburg reisen.
Hier kam er mit seinem Schatze glücklich und unangefochten durch.
Die Zollwächter richteten nämlich ihre ganze Aufmerksamkeit auf
Kolonialwaren aus England und ließen für diesmal die Koffer der
Reisenden undurchsucht.
Die dem Obersten aufgetragenen Geschäfte machten einen kurzen
Aufenthalt in Hamburg unvermeidlich. Während dieser Zeit vertraute
er den Schatz einem alten, getreuen Anhänger des braunschweigischen
Hauses an, welcher dem Kleinod ein sicheres Versteck unter der Treppe
seines Hauses anwies. Bei der Weiterfahrt kamen die Reisenden vor
Hamburg und in Bergedorf abermals durch die Wachen der französi-
schen und dänischen Zollbeamten, welche alle Koffer und Kasten sorgfältig
durchsuchten. Das Onyxgefäß war in altes Papier gewickelt und mit
einem Bindfaden umbunden. Der treue Diener wollte es so in der
Tasche tragen und im Notfall für einen Kaffeetopf ausgeben. Diesmal
wurde es entdeckt. Der Oberst war entsetzt, als er plötzlich in der Hand
eines französischen Zollwächters das Gefäß erblickte, wofür Napoleon
eine halbe Million geboten hatte. Auf die Frage, was dies sei, ant-
wortete Löwegrün mit kaltblütiger Ruhe: „Das ist ein alter Kaffeetopf,
der auf der Reise gebraucht wird. Wenn ich den auch noch verzollen soll,
will ich ihn lieber wegwerfen!" Darauf gab der Franzose den ver-
meintlichen Kaffeetopf dem Diener zurück, und das Kleinod war gerettet!
Weiter ging dann die Fahrt durch Deutschland, und nach Fähr-
lichkeiten mancher Art brachte Nordenfels das Kleinod glücklich über
Schweden nach England.
Von hier kam es 1814 wieder nach Braunschweig zurück, und es
bildet jetzt den größten Schatz des dortigen herzoglichen Museums.