1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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78. Der Prinz Albrecht wird zum Regenten
Braunschweigs erwählt.
Am 18. Oktober 1884 war Herzog Wilhelm von Braun-
schweig fern von der Heimat, im Schlosse Sibyllenort in
Schlesien gestorben. Er war der letzte Sprofs eines ruhm-
reichen Geschlechts. 50 Jahre hatte er die Zügel der Regierung
geführt, und sein Land war während dieser Zeit zu hoher
Blüte gelangt. Die Braunschweiger fühlten sich glücklich
unter dem milden Scepter ihres Herzogs und bedauerten tief
den Tod ihres heimgegangenen Fürsten. Da Herzog Wilhelm
kinderlos war, so war schon im Jahre 1879 durch ein beson-
deres Gesetz bestimmt worden, dafs falls der erbberechtigte
Thronfolger nach dem Tode des Herzogs am sofortigen
Regierungsantritte irgendwie behindert sein sollte, bis zur
Wiederbesetzung des Thrones eine zeitweilige Regierung
des Landes durch einen „Regentschaftsrat“, bestehend aus
5 Mitgliedern, eintreten follte. Der Herzog von 0umberland,
der die nächsten Ansprüche auf den braunschweigischen Thron
hatte und diese auch sofort nach des Herzogs Tode geltend
machte, wurde zur Regierung nicht zugelassen. Deshalb über-
nahm sofort nach dem Tode des Herzogs der Regentschaftsrat
die Regierung und führte dieselbe ein volles Jahr hindurch.
Nach Ablauf dieser Frist hatte die Landes Versammlung dem
Regentschaftsgesetze gemäfs auf Vorschlag des Regentschafts-
rats aus den volljährigen, nicht regierenden Prinzen der zum
deutschen Reiche gehörenden höchsten Fürstenhäuser einen
Regenten zu wählen, welcher die Landesverwaltung bis zum
Regierungsantritte des Thronfolgers fortführen solle. Diese
Wahl, welche am 21. Oktober 1885 geschah, fiel einstimmig auf
den Prinzen Albrecht von Preußen. Sofort nach der Wahl
begab sich eine Abordnung der Landesversammlung, bestehend
aus dem Präsidenten der Versammlung, dem Hofjägermeister
Freiherrn von Veltheim, dem Oberbürgermeister der Stadt
Braunschweig, Pockels, und dem Gutsbesitzer Rosenthal, unter
Führung des Staatsministers Grafen Görtz - Wrisberg nach
Camenz, wo sich zur Zeit der Prinz Albrecht aufhielt, um