1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die normannischen Völker des skandinavischen Nordens. 323
Wenigem Fruchtboden enthaltenden, von einem rauhen Klima beherschten
Lande (Low-lands) nur wenig von dem Verkehr, noch weniger von Erobe-
rern heimgesucht. Dort erhielt sich auch am längsten die aus der Familie
hervorgegangne Verfaßung. Gleiche Namen verbinden die Glieder der Clans
unter sich, sondern sie aber auch von den andern streng ab und die Häupt-
linge (Lairds) haben das erbliche Recht eines Familienhaupts. Freilich
gerieten die Elans, besonders durch die Blutrache, in heftigste Fehden, ja
einzelne standen sich Jahrhunderte lang in erbitterter Feindschaft gegenüber.
Daß dabei ein starkes Königtum nicht auskommen konnte, seine Anerkennung
meist nur auf Bedürfnis beruhen muste, ist leicht begreiflich, indes fehlte
doch in der Bevölkerung das auf die Abstammung sich gründende Bewustsein
der Gemeinsamkeit nicht gänzlich, und oft gieng aus demselben eine begeisterte
Abwehr gegen äußere Feinde unter Abthun selbst der heftigsten Streitigkeiten
hervor. Ein Reich entstand, als 842 der König der Scoten Kenneth Ii
die Picten unterwarf. Die Raubzüge der Normannen, welche besonders die
südöstlichsten Gegenden heimsuchten, zwangen zu Anschließen an die Angel-
sachsen. Wir erinnern hier nur daran, wie Äthelstan 926 von Constantin Iii
die mit dem Versprechen allen Götzendienst abzuthun verbundne Huldigung H
empsieng und durch die Schlacht von Brunanburg das Fortbestehn des Ver-
hältnisses erzwang (ob. 4), wie Edmund I an Malcolm Cnmberlaud als
Lehen gab und Edgar Kenneth mit Lothian begabte (ob. 5), wie Malcolm Ii
Knud dem Großen huldigte (ob. 8), wie der Mörder des Königs Duncan
Macbeth (1039) durch Eduard den Bekenner besiegt und Malcolm Iii
Canmore zum Königtum erhoben ward, wie sich dieser genötigt sah, Wil-
helm I dem Eroberer zu huldigen (11 a. E.) und durch seine Ermordung
das Land in engere Abhängigkeit von Wilhelm Ii fiel (12). — Irland hat
in dieser Periode nicht allein seine Einwirkung auf andere Länder, wie es
dieselbe durch begeisterte Sendboten des Evangeliums ausgeübt hatte (§78, 5),
verloren, sondern auch jede innere Blüte ward geknickt. Daran sind die aus-
saugenden seit 795 sich immer häufiger wiederholenden Raubzüge der Dänen
schuld. Vielleicht wäre, da viele Dänen im Lande sich niederließen, durch
Verschmelzung des keltischen und normännischen Elements eine tüchtige Volks-
eutwicklung ermöglicht worden, wenn eine Herschaft die ganze Insel umspannt
hätte. Die fünf Königreiche: Connaugth, Ulster, Leinster, Munster,
Meath standen unter sich fortwärend in Kampf und Zwietracht und höchst
selten behauptete eins feste Grenzen für längere Zeit.
Die noriimmnscheu Völker des skandinavischen Nordens.
8 115.
1. Nachdem Normannen im nördlichen Frankreich und in England ein
mächtiges Reich sich erobert, da Glieder desselben Stamms nicht allein
in Unteritalien ausgedehnten Besitz errungen, sondern auch das griechische
Kaisertum zu erobern in fast sichrer Aussicht hatten, da endlich auch im Osten
Europa's Krieger dieser Nationalität gebietenden Einfluß besaßen, konnte es
am Ende der Periode fast scheinen, als solle Europa, bereits rings umgeben,
ganz in die Hände des den Germanen nahe verwandten und doch von ihnen
wesentlich verschiednen Volksstamms (§ 5,1 u. 4) fallen. Daß dies nicht
geschah, davon lag die Ursache in den Veränderungen, welche der Sieg des 1
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1) Lappend, l 375.