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1. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 204

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
204 Lehre sehr ausgebreitet hat," fügte er hinzu, „und nicht mehr ausgerottet werden kann, ohne innerliche Kriege zu veranlassen und das ganze Reich in Gefahr zu setzen, so halte ich es für rathsam, beide Religionen im Reich zu dulden, bis eine allgemeine Kirchenversammlung gehalten wird, und was auf dieser ausgemacht wird, dem will ich mich mit andern Potentaten unter- werfen." Den Bischöfen klang diese Rede eben nicht angenehm, und sie suchten daher das Vorhaben des Königs zu Hintertreiben. Sie fanden aber dießmal nicht, wie Christian Ii. gegenüber, eine Stütze an der Ritterschaft, und so mußten sie es Wohl geschehen lassen, daß der Reichstagsbeschluß zu Stande kam, daß sich ein Jeder der Gewissensfreiheit und die Lutheraner sich des königlichen Schutzes zu erfreuen haben sollten. Den Geistlichen, Mönchen und Nonnen ward sogar durch eine Verordnung das Heirathen erlaubt, und ihrer viele machten Gebrauch von dieser Erlaubnis, verließen die Klöster und traten in den Ehestand. Sein^ Sohn Christian, der die Regierung der Herzogthümer ver- waltete, war am Hofe des brandenburger Kurfürsten erzogen worden. Dieser Kurfürst war freilich ein eifriger Anhänger des Papstes, der Prinz hatte aber gleichwohl Gelegenheit, über Luthers Sache, die Aller Herzen bewegte, -Vieles zu hören, und was er hörte, machte einen tiefen Eindruck auf sein Gemüth. Aus dem Reichstage zu Worms, wohin der Kurfüst ihn mitge- nommen hatte, sah und hörte er den Mann Gottes, und sein Wort: „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders! Gott helfe mir! Amen!" -mag dem Prinzen, der damals 17 Jahre alt war, tief ins Herz gedrungen sein. Als während des Reichstags ein Franziskanermönch vor dem Kaiser Karl Y. und vielen Fürsten predigte und, statt die lutherische Lehre mit Gründen zu widerlegen, nur mit Schimpfreden gegen Luther und seine Anhänger zu Felde zog, saß der Prinz unter der Kanzel und ärgerte sich über das Un- wesen. Nach der Predigt kniete der Mönch auf der Kanzel nieder. Dabei geschah es, daß der Strick, welchen diese Mönche statt eines Gürtels tragen, durch eine Spalte der Kanzel just neben dem Prinzen herabhing. Der Prinz band unbemerkt den Strick unter der Kanzel fest, so daß der Mönch nicht aufstehen konnte. Darüber ereiferte er sich noch mehr, wandte sich an den Kaiser und sagte: „Gnädigster Kaiser, auch in Eurer hohen Gegenwart scheut man sich nicht, uns armen Mönchen Solches anzuthun; was wird in Eurer Abwesenheit nicht erst geschehen!" Bei der Mittagstafel erfuhr der Kaiser, wer dem Franziskaner diesen Streich gespielt habe. Da lachte er und meinte, es sei das wohl ein Zeichen, daß der Prinz zu seiner Zeit den Mönchen noch größer» Verdruß authun werde. Das Wort ging in Erfüllung, denn als der Prinz später zuerst Statt- halter der Herzogthümer geworden war, suchte er mit allem Ernst und Fleiß die Reformation in seinen Landen zu fördern. Er berief angesehene luthe- rische Theologen ins Land, den Eberhard Weidensee nach Hadersleben, Gerhard Slewarth nach Flensburg, Marquard Schuldorp nach Gottorf. Letzterer reformirte auch besonders Kiel. Die Folge davon war, daß die dänische Geistlichkeit, als der alte Friedrich starb, es mit allem Eifer zu verhindern suchte, daß er auch König von Dänemark werde; denn man fürchtete ihn als einen Anhänger Luthers.
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