1866 -
Schleswig
: Schulbuchh. Heiberg
- Autor: Dücker, Johann Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Während Christian so mit den Hamburgern zu thun hatte und die
Protestanten in Deutschland ihrem Schicksal überlassen mußte, gab der
Kaiser Ferdinand Ii. das s. g. Restitutionsedikt, d. h. er befahl, daß
alle seit dem Augsburger Religionsfrieden von den Protestanten eingezogenen
geistlichen Güter (2 Erzbisthümer, 12 Bisthümer und viele Klöster) in
katholische Hände zurückgegeben werden sollten, und wie man Ferdinand
kannte, durfte man nicht erwarten, daß er eher aufhören werde, als bis er
jede Spur des Evangeliums in Deutschland ausgerottet haben würde. Es
schien sich jetzt um die Sache des ganzen Protestantismus zu handeln. Darum
ergriff der junge Schwedenkönig Gustav Adolf, wohl wissend, daß auch der
Thron der Wasa auf der Reformation beruhe, aber auch aus Mitgefühl für
den Druck der deutschen Glaubensbrüder und von Frankreich dazu aufge-
muntert, die Waffen und landete am 24. Juni 1630 mit 13,800 Mann
wohlversuchter Schweden an der Küste Pommerns, mit dessen Herzog er sich
vereinigte. Die protestantischen Fürsten Deutschlands traten, freilich mehr
gezwungen als freiwillig, dem königlichen Helden bei, und Tilly, der kurz
vorher Magdeburg verwüstet hatte, wurde nicht weit von Leipzig, bei
Breitenfeld, geschlagen (7. September 1631). Zwar sammelte Tilly
ein neues Heer und stellte sich am Lech dem Schwedenkönig zum zweiten
Male entgegen. Aber Glück und Selbstvertrauen hatten ihn gleichsehr ver-
lassen. Gustav erzwang nach heftiger Kanonade den Uebergang, und Tilly,
schwer verwundet, starb zu Ingolstadt. So war die Macht der Katholiken
in Deutschland gebrochen, und Gustav wollte jetzt nach Wien gehen und
dort den Kaiser zum Frieden zwingen. Aber Gott hatte es anders beschlossen.
Der vor zwei Jahren seines Kommandos entsetzte Wallenstein warb zum
zweiten Male ein mächtiges Heer und zog damit in die Nähe von Leipzig,
nach Lützen. Die Schweden mußtensihm folgen, besiegten ihn zwar, aber
ihr edler König wurde in der Schlacht erschossen. Sein Werk führten nuu
zwei Männer in seinem Sinne fort, Bernhard von Weimar im Feld, Arel
Orenstierna, der Kanzler, im Kabinet. Doch gingen aus Gustavs Kriegs-
schule noch andere Helden, wie Wrangel, Baner, Horn, Torstenson, Königs-
mark u. s. w. hervor, und der Krieg war daher noch lange nicht beendigt.
Die günstige Wendung des Krieges für die Protestanten konnte für
Christian Iv., welcher aufrichtig der protestantischen Sache anhing, nur er-
freulich sein; doch erregte anderseits der Siegeslauf Gustav Adolfs seine
Eifersucht, weßhalb er, wiewohl vergeblich, Friedensunterhandlungen zu
vermitteln suchte. Beide schleswigholsteinischen Landesherren hielten sich
übrigens fortwährend von jeder Theilnahme an dem Kriege fern, fanden sich
aber doch veranlaßt, sich in wehrbarem Stande zu erhalten, wobei jeder für
sich zu Werke ging, weil es an der nöthigen Eintracht fehlte. Der Herzog
legte Schanzen bei Stapelholm an und ließ Tönning befestigen. Der König
verstärkte die Festungswerke von Rendsburg und errichtete an dem Ausgange
des Kieler Hafens an der schleswiger Küste eine kleine Festung, Christi ans-
priis (Friedrichsort), und zwar wurde diese Festung, weil der Herzog wider-
sprach und die schleswigholsteinischen Stände die Kosten der Errichtung nicht
bewilligten, größtenteils für dänisches Geld erbaut.
Auch dem Innern wendeten die beiden Landesherren ihre Thätigkeit zu.
So wurde auf einem Landtage in Kiel 1636 eine neue schleswigholsteinische