1. Bd. 1
- S. 34
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
durchschnitten von kahlen und felsigen Armen des Libanon und Antilibanon, die
mehrere bemerkenswerthe Berghöhen bilden, namentlich den waldreichen, zerklüfteten aber
mit grasreichen Triften abwechselnden Carmel, den isolirten, kegelförmigen, waldbedeck-
ten Tabor, den als Hauptsitz des Götzencultus bekannten Garizim u. a. Unter den
Seen ist das todte Meer (Asphalt-See) und der See von Liberias oder Genesa-
reth besonders zu merken. Das an Wein, Palmen, Getreide, Südfrüchten, Oel, Honig
u. a. sehr reiche Land zerfiel in vier Theile: 1. Galiläa, eine grasreiche Hochebene, die nur
von einzelnen Berggipfeln wie dem Tabor (7000') überragt wird, mit der Stadt Dan
(Sitz des ägyptischen Stiercultus), Capernaum am See Genesareth; Liberias, He-
rodes' begünstigte Residenz ; E m a u s mit warmen Bädern ; Nazareth auf einem Hügel
mitten in einem Bergkeffel von weißen Kalkfelsen ; Megid d o, alte Residenz canaanitischer
Könige. A. Samaria, ein von Waldungen beschattetes fruchtbares Thailand, faßte haupt-
sächlich folgende Städte: die von Salmanassar zerstörte, von Herodes wieder aufgebaute
und Sebaste genannte Hauptstadt Samaria; Scythopolis, eine größtentheils von
Heiden bewohnte Stadt; Jis ree l (S tr ad ela) in einer schönen Ebene, Residenz einiger
israelitischen Könige; Sichern (Neapolis) unweit des Garizim, Hauptsitz des Götzen-
dienstes. 3. Judäa, das Hauptland, im Süden von eingewanderten Id um äern be-
wohnt, eine Landschaft von ernstem Charakter, wo sich aus weiten Strecken nur einzelne
Büsche von fahlen Oelbäumen oder durchsichtigen Gruppen weniger Palmen erheben, ent-
hielt berühmte Städte: Cäsarea, See- und Hafenstadt, von Herodes verschönert, später
Sitz des römischen Statthalters; Joppe, alte See- und Hafenstadt; Lydda (Diospo-
lis), Jericho, uralte Canaaniterstadt in einer an Palmen, Balsamstauden und Datteln
reichen Gegend, wo in der tropischen Atmosphäre zehn Monate im Jahr Trauben, Feigen
und edle Südfrüchte gedeihen; Hebron, alte Priesterstadt mit Asylrecht; Bethlehem
auf einer Anhöhe, Geburtsort von David und Jesus Christus; Jerusalem, auf vier durch
jähe Thäler von einander getrennten Hügeln erbaut und aus der Altstadt und der von
Herodes Agrippa angelegten und zur Stadt gezogenen Neustadt bestehend. Jene zerfiel
a) in, die Oberstadt auf dem Hügel Zion, mit einer 60 Thürme enthaltenden Mauer
umgeben; b) in die Unterstadt aus dem halbmondförmigen Hügel Akra, mit einer eige-
nen Mauer und o) in den Tempelberg M orij a; die Bevölkerung betrug gegen 150,000
Einwohner. Der Sa l o m. Tempel war mehr ausgezeichnet durch seine schimmernden
Stoffe, sein kostbares Holz und den Glanz des Goldes, als durch architektonische Schön-
heit oder Größe; in der Nähe der durch das Thal Kidron von der Stadt getrennte O el-
berg ; die Gegend um das tod te Meer, in welches sich der I ord an verläuft, ist ganz
öde. 4. Peräa, jenseit des Jordans mit Cäsarea Pancas, Gadara, Rabbath
Amm on (Philadelphia), Städte der Ammoniter; R a b b ath Moab (Stadt der Moa-
biter), Pell a u. a. — „Im Gegensatz zu den großen einförmig gebildeten Gebieten von
Arabien, und Mesopotamien zeigt dieses westliche Bergland Wechsel und Mannichfaltigkeit.
Die schmale Küste drängt ihre Bewohner auf die See hinaus, die üppige Fruchtbarkeit der
tieferen Senkungen ladet zur Bestellung des Ackers, zu Wein- und Obstbau ein, während
die höher liegenden Thäler und Bergrücken nur ein Hirtenleben, mit geringem Anbau ver-
bunden, gestatten." — „Zugleich gibt diese syrische Küste durch Meer und Berglust, durch
Seefahrt und Gebirgsleben den erschlaffenden Einflüssen der Sonne des Orients starke
Gegengewichte, sie verbindet die Elemente, welche Leben und Kraft der Bewohner frisch
und straff zu erhalten pflegen. Zieht das Meer in die Ferne und bildet es aus seinen Wel-
len eine bewegliche, unternehmungslustige, thatkräftige Bevölkerung, so zwingt dagegen
die starre Natur der Berge, die Geschlossenheit der Thäler zu einfacher, gleichbleibender
Lebensweise, zum Festhalten des Hergebrachten und Ueberlieferten. Je näher diese Gegen-
sätze einander sind, um so energischer müssen sie auf einander wirken, um so eindringender
wird der Prozeß des geistigen Lebens sein." — Die Süd-Westküste bewohnte das alte