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1. Bd. 7 - S. 236

1845 - Leipzig : Kollmann
— 236 Die den König begleitenden Commissarien fürchteten, daß derselbe die Absicht haben möchte, sich mit der Bretagne in Wer- bindung zu setzen, auf Hülfe der Engländer rechnend, einen royalistischen Verein zu bilden und von dort aus die Contre-Revo- lution Zu beginnen. Sie suchten daher den Zug von der Grenze der Bretagne zu entfernen; doch bald überzeugt, daß es Karl X. sowohl, der sich mit Vogelschießen unterwegs die Zeit vertrieb, wie seiner Umgebung, zur Ausführung eines solchen Plans an Muth und Entschlossenheit gebreche, ließen sie ihn auf der von ihm gewählten Straße über Conde fortziehen. Was der ent- thronte Monarch in Conde sah, mußte vollends seine letzten Hoff- nungen ersticken. Nicht nur war dort von militairischen Ehren- bczeigungen keine Spur, sondern das erbitterte Volk rief auch den Namen Polignac mit den furchtbarsten Verwünschungen aus, und Marmont wäre sicher ein Opfer der Volkswuth geworden, hätte nicht Maifon durch sein Ansehen die Zufaminenrottirung zerstreut. Der Marschall legte nun seine Ordensdecorationen ab und fand Schutz in unmittelbarer Nahe des Königs, der selbst kein sichere- res Nachtquartier, als im Hause eines Protestanten, finden konnte. Zu Valognes fand der gebeugte königliche Greis Aufnahme im Haufe eines normannischen Edelmannes, Namens Dume- nildot, dessen Urgroßvater auch den verjagten Jacob Stuart aufgenommen hatte. Dies waren für Karl und seine Getreuen schreckende Nückerinnerungen. Jetzt ward also der Entschluß gefaßt, ohne längeren Verzug nach Cherbourg aufzubrechen und sich ein- zuschiffen. Dennoch Wurden die letzten Trümmer der Leibwache, welche treulich bei den Unglücklichen ausgehalten hatte, aufgefor- dert, ihre Fahnen nunmehr an den König abzugeben. Die Offl- ziere und die vier und zwanzig Attesten der Gemeinen erschienen, wie im Trauerzuge, mit ihren Fahnen vor dem Konige. Dieser schien tief bewegt; die Dauphine zerfloß fast in Thranen, und ihr Gemahl, der Herzog von Angouleme, stand dabei in dumpfer Betäubung. Die Herzogin von Bern) aber und ihre Kinder sahen ruhig dem ezßchütternden Schauspiele zu. „Ich nehme — sagte Karl — Eure Fahnen zurück; sie sind ohne Makel! mein Enkel wird sie Euch wiedergeben!" Darauf nahm er die Fah- nen und umarmte die Offiziere; die Damen reichten den treuen Trabanten die Hand zum Kusse. Nun entfernten sich auch die- jenigen Offiziere, welche ohne Truppen dem Könige gefolgt waren.
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