1826 -
Erfurt
: Müller
- Autor: Benicken, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Pfalzgraf von Zweibrücken (Karl X.) auf den Thron »054
gefolgt : ein Fürst voll unruhiger Thätigkeit, kriegs-
lustig und ehrgeizig, befangen in der damals nicht
unausführbaren Idee einer großen nordischen Univer-
salherrschaft. Polen, von aller Haltung im Inne-
ren entblößt, in einen nachtheiligen Krieg mit Ruß-
land verwickelt, schien dem Pyrrhus des Norden die
leichteste und zugleich belohnendfte Beute. Ungeachtet
am Ablaufe des 26jährigen Waffenstillstandes, dessen
oben gedacht ist, noch 7 Jahre fehlten, trat er mit
der Forderung gegen Johann Kasimir hervor,
daß er seinen Ansprüchen auf Schweden förmlich ent-
sagen und dieser Krone Livland vollständig abtreten
solle. Den Kurfürsten, dessen Absichten ihm nicht
unbekannt sein mochten, glaubte er leicht und sicher
gewinnen zu können.
Dieser aber erwog, wie viel schwerer das Her-
beiführen eines günstigen Augenblicks zur Befreiung
von der verhaßten Oberherrschaft sein dürfte, wenn
statt des falsch-monarchischen Unwesens in Polen die
feste Hand eines gleich kühnen und umsichtigen Kö-
nigs dort eine wirkliche Monarchie gründen würde;
er bemühte sich durch einen Hilfsvertrag mit den
Niederlanden und Verbindungsversuche mit England,
Frankreich und dem Kaiser, einem Bunde mit Schwe-
den austuweichen. Den Polen, die, nach Art solcher
zwitterhaft regierter Völker, eben so sorglos als
übermüthig waren, versagte er geradezu seinen Bei-
stand, und erklärte: sich innerhalb der Granzen einer
bewaffneten Neutralität halten zu wollen. Demgemäß
schlug er das Begehren des Schwedenkönigs, ihm die
Hafenplätze Pillan und Memel einzuräumen, in
bestimmten Ausdrücken ab, rüstete mit Eifer und An-
strengung sein Heer, in dessen stiller Vorbereitung
Karl Gustavs Ungestüm ihn unterbrochen hatte,
und begegnete dem wiederholten Andringen des Kö-
nigs ausweichend und zögernd.
Der indeß ließ ohne weitere Anfrage und Crklä- i6s¿
rung ein Truppenkorps unter dem General Wittem-
berg -durch die Neumark nach Polen vorrücken,
das nirgends aus Widerstand stieß. Warschau und
Krakau öffneten dem Feind in der ersten Ueberra-