1842 -
Berlin
: Sander
- Autor: Riedel, Karl, Hillert, Adolf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
Tarquinius Superbus.
Itt
und zwei volskische Städte, Ecetra und Antium, bcnt Bunde bei. Mit
ihrer Hülfe hoffte der König diejenigen Volsker zu bekriegen, welche
sich geweigert hatten, dem Bunde beizutreten. Römer und Latiner
wurden in Legionen vereinigt; mit ihnen zog Tarquinius gegen Suessa
Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, reich durch den Besitz reicher
und üppiger Felder, die Kornkammer Rom's tit Mißjahren. Die
Stadt ward eingenommen, die Einwohner wurden mit aller Habe
verkauft, und der Zehnte des Raubes, angeblich vierhundert Talente,
zur Vollendung des capitolinischen Tempels bestimmt. Tarquinius
wendete darauf seine Waffen gegen die Sabiner. Er machte ihr
Volk zinsbar; triumphirte bei seiner Rückkehr nach Rom und unter-
nahm nun von den Manubien, mit dem Ertrage schwerer Steuern
und mit harten Frohndiensten, die Vollendung des Baues der Cloaken
und des großen Rennplatzes. Außer diesen Werken des altern Tar-
quiniuö vollendete er auch den Tempel des Jupiter Capitolinus.
Beim Bauen fanden die aus Etrurien herbeigerufenen Werkleute tief
in der Erde den unversehrten Kopf eines Menschen, ein Wahrzeichen,
daß dieser Ort das Haupt der Welt sein werde, und Veranlassung,
daß der tarpejische Berg fortan den Namen des Capitols erhielt.
Im Tempel des Jupiter Capitolinus wurden die Bücher der Si-
bylle niedergelegt. Eine unbekannte Alte von fern her war mit neun
Bücherir am Hofe des Königs erschienen und hatte sie ihm für drei-
hundert Goldstücke feilgeboten. Verspottet abgewiesen, hatte sie drei
der Bücher verbrannt, und war zurückgekchrt, für die übrigen den
nämlichen Preis fordernd. Als sie abermals verspottet ward, und
nunmehr nur drei Bücher brachte, für welche sie die volle Summe
verlangte, ließ der König die Bücher durch die Auguren untersuchen;
diese fanden darin die unschätzbaren Weissagungen der Sibylle von
Cumä; der König erstand sie für den Preis der dreihundert Gold-
stücke, und die Prophetin verschwand.
Mittlerweile hatten viele mißvergnügte Patrizier Rom verlassen und
waren nach Gabii gezogen, einer bedeutenden Stadt Latiums, nur
etwa hundert Feldweges von Rom entfernt, welche Stadt Rom's
Obergewalt anzuerkennen sich weigerte. Tarquinius überzog Gabii
mit Krieg; sieben Jahre dauerte mit abwechselndem Erfolge der
Kampf, welcher ungemeine Drangsale über die Landschaft, welche
beide Städte trennt, brachte. Die Römer, welche weder säen, noch
erndten konnten, verlangten wiederholt vom Könige Frieden oder
Histor. Lesebuch. I. 12