1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
262 Vii. Ztr. Vom westph. Fried. bis jetzt. 1648 — 1823.-
An den Grenzen, gegen die äußern Feinde, war das
Kriegsglück zuerst noch abwechselnd, dann, gegen Ende des
Jahres, gleichfalls sehr günstig. Durch unaufhörliche, mör-
derische Gefechte wurde am Oberrhein Landau und ganz El-
saß befreit, und die republikanischen Kriegszeichen an den
Ufern des Rheines aufgcpflanzt; in den Niederlanden war
Dünkirchen gerettet und mehrere heftige Treffen wurden ge-
wonnen. Houchard und Jourdan befehligten hier, am
Obcrrhein aber Pich cg rü und Hoche, Namen, die der
Strom der Revolution aus der Dunkelheit hervorzuheben
ansing. — Am 30. Dezember wurde in Paris ein großes
Siegesfest gehalten, bei welchem vierzehn verschiedene
Armeen, ibrcr größer« und kleinern Siege wegen, im Tri-
umphznge dargestellt wurden.
Das Jahr 1704. waffenglnck der Franzosen. —
Im Anfang des folgenden Jahres hatten die Verbündeten
alle Kräfte in den Niederlanden unter dem Herzog von Ko-
bucg gesammelt, und der deutsche Kaiser war selbst in das
Feldlager gekommen, seine Krieger anzufeuern ; unter sei-
nen Augen erfochten sie den t;-. April einen Steg bei Cha-
teau Ca mb refis, und eroberten am 30. die Festung
Landrecy. Dann aber wendete sich das Glück wiederum.
Car not, welcher die Weise des Kampfes wohl verstand,
wodurch ein in die Waffen gerufenes Volk siegen muß, ließ
durch die beiden großen Heere unter Pichegrü und
Jourdan unaufhörliche wilde Stürme auf die Stellungen
der Verbündeten ruachen, daß kein Tag ohne blutige Gefechte
war. Auf die Menge der Fallenden wurde nicht geachtet,
frische Haufen ersetzten die vernlchtctcn; und in solchem Ge-
dränge wußten die verbündeten Feldherrn nicht, arck wel-
chen Punkt die Hauptkraft der Vertheidlgung gerichtet werden
müffe. Die Kunst des Krieges hatte ihre Bedeutung ver-
loren. Wenn die geworfenen und auseinander gesprengten
Haufen dennoch nicht fliehen, sondern sich immer wieder
sammeln und immer von Neuem anstürmen, so lange noch
Lebende übrrg sind; wenn keine Schrecken des Todes sie von
dem Kampfplätze verscheuchen können; so muß wohl am Ende
die Mehrzahl siegen. Die ermüdeten Oesireicher mir ihren
Verbündeten, den Engländern, Holländern und Hannove-
ranern, wurden endlich am 22. Mai bei Tournay von
Pichegrü und am 26. Juni bei Fierus von Jourdan in
biuttgen Schlachten geschlagen. In der letztcrn raffte der
französische Feldherr den Sieg, den er schon verloren, da-
durch wieder au sich, daß er einen seiner Adjutanten in ei-
nem Lustball in die Höhe steigen ließ, um die Stellung des