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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 142

1875 - Münster : Coppenrath
— 142 — Seit dieser Zeit stand Ludwig's Macht auf dem Gipfel. Innerhalb dreißig Jahre, von 1648 bis 1679, hatte er fünfmal Frieden und viermal mit wichtiger Vergrößerung seiner Ländermasse geschloffen. Auch die Früchte der Einrichtungen Colbert's waren nun gereift; Handel und Gewerbe blüheten, und ein allgemeiner Wohlstand war im ganzen Reiche sichtbar. Die Reunionen (1680—1684). —Aber eben das Glück, das den König fast bei allen Unterhandlungen begleitet hatte, verleitete ihn auch zum Uebermuthe und zur Tyrannei, die allmälig sein und seines Landes Glück untergruben. Am ungerechtesten waren seine sogenannten Reunionen oder Ländereinverleibungen. Auf den Vorschlag eines Parlamentsrathes zu Metz, Roland de Revaulx, setzte der König, dem die Schwäche des deutschen Reiches und Kaisers sehr wohl bekannt war, vier Gerichtshöfe unter den Namen Reunionskammern zu Metz, Breisach, Besan^on und Doornik ein, welche untersuchen sollten, was jemals zu den ihm seit dem westfälischen Frieden abgetretenen Ländern und Plätzen gehört hätte. Einen Scheingrund zu diesem Verfahren gab in den Abtretungs-Urkunden der Ausdruck,.daß auch die Depeudeuzen auszuliefern wären. So hieß es zum Beispiel: „Elsaß und die anderen Distrikte mit allen Dependenzen oder dazu Gehörigem seien an Frankreich abgetreten." Offenbar war mit dem Zusatze „Dependenzen" nichts anderes gemeint, als diejenigen Länder, welche zur Zeit der Uebergabe dazu gehörten. Der König aber dehnte diesen Artikel auf alle die Länder aus, welche selbst in der allerältesten Zeit nur in irgend einem Verbände, wie mit dem Elsaß, so auch den anderen ausgelieferten Plätzen, gestanden hatten, und machte seine eben so ungerechten als lächerlichen Ansprüche sogleich durch Besitznahme geltend. So sprachen die Reunionskammern ihrem Könige das Kloster Weißenburg zu, obgleich es außer dem Elsaß lag; weil es vor tausend Jahren von dem fränkischen Könige Dagobert gestiftet worden sei. Und weil die Stadt Germersheim ehemals zu Weißenburg gehört haben sollte, so wurde auch diese als französisches Eigenthum in Besitz genommen. Es war gar nicht mehr abzusehen, wo die Reunionskammern ihre Anmaßungen, und Ludwig sein räuberisches Tagewerk endigen würde. Selbst die freie Reichsstadtstraßbur g, den Schlüssel Deutschlands, nahm er (1681) durch plötzlichen Ueberfall weg. Es war am 29. September des genannten Jahres, als der französische General Louvois mit 20,000 Mann und zahlreichem Geschütz vor der altberühm-
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