1834 -
Berlin
: Enslin
- Autor: Schubart, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere weibliche Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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1525 gefangen wurde, wo ihm dcr Vicekönig von Neapel
knieend den Degen abnahm, und ihn in das nabgelegene
Kartheuserkloster fuhren ließ. Mit einem königlichen
Bewußtsein und Vertrauen glaubte nun Franz, daß Kai-
ser Karl, wenn er ihn persönlich vor sich sehen würde,
ihm auch sogleich seine Freiheit zurückgeben würde, und
verlangte deshalb, zu ihm selbst nach Madrid gebracht
zu werden. Sein Wunsch wurde erfüllt, und als er
von Italien aus zu Schiffe dahin gebracht wurde, mußte
er als ein gefangener König an den Küsten seines König-
reichs vorbeisegeln, in welchem indeß seine Mutter, Louise
von Savoyen, die Herrschaft für ihn gar klug ausübte.
Als er dann nach mancherlei Gefahren und Beschweren
in Madrid ankam, ließ ihm Kaiser Karl zwar eine präch-
tige Wohnung in seinem Pallaste einraumen, aber über
seine Gesinnung hatte sich Franz gar sehr geirrt, denn
der staatskluge Herrscher ließ ihn gar nicht vor sich kom-
men, sondern ließ nur durch andere mit ihm unterhan-
deln. Et verlangte vor allem, daß er ihm das Herzog-
thum Burgund, welches nach Karls des Kühnen Tod
als ein Lehnsland wieder zu Frankreich gekommen war,
wieder herausgeben sollte, dann wollte er ihn frei lassen.
Als sich Franz mit Standhaftigkeit lange geweigert hatte,
etwas von seinem Königreich fahren zu lassen, vermochte
ihn doch endlich das drückende Gefühl der Gefangen-
schaft, mit Karl den Traktat von Madrid zu schließen,
im I. 1526, durch welchen zwar Franz die Herausgabe
von Burgund versprach, aber dabei den festen Vorsatz
hatte, sein Versprechen nicht zu halten. Durch diesen
Traktat von Madrid wurde der erste Krieg zwischen
Karl und Franz beendigt, und als nun letzterer aus der
Gefangenschaft entlassen wurde, als er an vem Grenz-
flüsse, der Bidassoa, bis wohin ihn die Spanier geführt
hatten, seine beiden Söhne fand, die er als Geißeln für
die Erfüllung seines Versprechens einstweilen nach Spa-
nien schicken sollte, gönnte er denselben nur eine flüch-
tige Umarmung, und indem er sich auf sein Pferd warf,
sprengte er in sein Königreich wieder hinein, mit lautem
Jubel ausrufend: Nun bin ich wieder Könrg von Frank-
reich. — Und bald zeigte er, daß er sein in der Gefan-
genschaft ihm abgezwungenes Versprechen nicht zu halten