1849 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Hasdrubal hielt diesen Vertrag, obgleich er seine Eroberungen
fortsetzte und beinahe ganz Spanien vom atlantischen Meere bis
zum Ebro seiner Nation unterwarf. Nach achtjährigem Feldzuge in
Spanien wurde er von einem Gallier ermordet (221): und nun
wurde Hannibal, der Sohn des Hamilkar Barkas, unge-
achtetet seiner Jugend — er war erst fünfundzwanzig Jahre
alt — vom Heere mit lautem Jubel zum Feldherrn ausgerufen,
und seine Wahl in Karthago bestätigt. Schon längst war er
der Abgott der Soldaten, welche in ihm den ihnen einst so theu-
ern Hamilkar wieder zu sehen glaubten. Als damals Hamilkar
nach Spanien übersetzen wollte, bat ihn der kaum neunjährige
Knabe, daß er ihn mit dahin nehme. Der Vater that es, ließ
ihn aber zuvor am Altare feierlich schwören, ewig ein Feind der
Römer zu sein. Und nie ist ein Schwur treuer gehalten worden.
Hier, in Spanien, war er so recht mitten im Kriegeslager er-
zogen worden und hatte die Kriegeskunst unter seines eigenen
Vaters Leitung gelernt. Keine Gefahr konnte ihn erschüttern,
keine Anstrengung ermüden. Er war unempfindlich gegen Frost
und Hitze, gleichgültig gegen alle sinnlichen Genüsse. Für Schla-
fen und Wachen hatte er keine festgesetzte Zeit. Nichts wollte
er vor den gemeinen Soldaten voraus haben; oft schlief er un-
ter ihnen, in seinen Kriegesmantel gehüllt, auf bloßer Erde.
Nur seine Waffen und seine Streitrosse mußten ausgezeichnet
sein; denn er war immer der Erste, wenn es in die Schlacht
ging, und der Letzte, der den Wahlplatz verließ. Daß er grau-
sam und treulos gewesen sei, und nichts für heilig gehalten habe,
erzählt nur römischer Nationalhaß.
Voll Erbitterung gegen die Römer, wie seine ganze Fa-
milie, die damals den größten Anhang im karthagischen Senate
hatte, und voll brennenden Durstes nach Rache an diesem Tod-
feinde seines Vaterlandes, fühlte Hannibal in sich die Kraft, Vergel-
tung an Rom auszuüben; und mit Sehnsucht erwartete er die gele-
gene Zeit, den längst genährten Racheplan zur Ausführung zu
bringen. Dieser außerordentliche Mann hatte nämlich nichts Ge-
ringeres im Sinne, als die Schrecken des Krieges nach Italien
selbst zu bringen und die übermüthigen Römer auf ihrem eige-
nen Boden zu züchtigen. Sobald seine Vorbereitungen hierzu
vollendet waren, griff er, des Beifalles des karthagischen Senats