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1. Theil 2 - S. 179

1827 - Leipzig : Fleischer
179 dem Rücken in der Stadt umher, um Brot, Eier, Käse u. d. gl. einzusammeln, er mußte die Thurmuhr stellen, die Kirche und die Kreuzgänge ausfegen, die Abtritte ausraumen, und wem, er in den wenigen Augenblicken, die ihm blieben, fleißig in der Bibel las und ftudirte, so schalten ihn die andern Mönche, und meinten: man müsse sich dem Kloster nicht durch Studiren, son- dern durch Einsammeln von Geld, Brot, Korn, Eier, Fischen und Fleisch nützlich machen. Dazu kam, daß Luther die größ- ten Qualen der Seele empfand; denn immer glaubte er, noch nicht genug zu thun, und jeder Gedanke an die Welt und seine früheren Verhältnisse schien ihm eine große Versündigung. Da- her schwanden ihm seine Körperkräfte; denn er aß manchen Tag nichts als ein Stück Brot und einen magern Häring. Allein Gott nahm sich seiner väterlich an. Er sandte ihm Trost zu durch einen ehrwürdigen alten Mönch des Klosters, dem Luther oft beichtete, und der ihn auf die Vergebung der Sün- den hinwies, die Jesus dem Reuigen verheißen habe. Diese Worte trösteten ihn ungemein. Auch besuchte ihn oft Johan- nes von Staupitz, Generalvicar des Ordens, der ihn recht lieb gewonnen hatte. „Du willst," sagte er ihm eines Tages, „mir Gewalt ein Sünder seyn, und hast doch keine rechte Sünde. Soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchem Hum- pelwerk und solchen Puppensünden umgehen, und aus jedem Gedanken dir gleich eine Sünde machen." Dennoch hätte endlich der Körper seinen Anstrengungen und seinem Trübsinn unterliegen müssen, wäre er nicht aus dieser drückenden Lage herausgerissen worden. Der Kurfürst von Sach- sen, Friedrich der Weise, hatte 1502 eine Universität in Wittenberg gestiftet, und da er einen geschickten Professor der Phi- losophie suchte, so schlug ihm Staupitz Luthern vor. So sehr sich auch dieser dagegen sträubte, seine enge Zelle zu verlassen, und ins Leben zu treten, so ließ Staupitz nicht nach, bis er einwilligte. So reifte er 1508, im 25ften Jahre seines Lebens nach Wittenberg, damals die Residenz des Kurfürsten, und be- zog eine Zelle im dortigen Augustinerkloster, die noch jetzt nebst einigem Hausgeräts), welches ec gebraucht hat, den Fremden gezeigt wird. Nach einiger Zeit redete ihm Staupitz zu, doch 12»
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