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1. Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit - S. 324

1846 - Breslau : Graß, Barth
324 Beresina. sich der Zug gegen Westen. Die Soldaten haben sich beladen mit den Schätzen, die sie in Moskau noch zusammengeplündert, um, wenn nicht Ehre, doch Beute mitzubringen über den Rhein. Immer heftiger wird die Kälte; es'nahen die Russen, die leichtbeweglichen Kosacken auf ih- ren schnellen Pferden prallen bald hier bald da gegen die eimlnen Heeresabtheilungen an und werden kühner von Tage zu Tage. Der Soldat läßt seine Beute im Stiche, um das Leben zu retten, wirft die Waffen weg, um unbeschwert die Flucht zu beschleunigen. Kein Obdach bietet sich dar, keine Ruhe bei Tag und Nacht, keine labende Speise bei diesen Mühseligkeiten, bald fehlt's an Nahrungsmitteln über- haupt; Pferdefleisch wird zum Leckerbissen und ein Plätzchen am flackern- den Muer zu finden, das ist der höchste Wunsch, dessen Erfüllung noch zu hoffen steht. Die ganze Strecke, auf welcher die Franzosen zogen, war von ihnen selbst, als sie sich auf Moskau zu bewegt hatten, ver- heert- worden. Versuchten sie es, von diesem Wege abzulenkcn, so wur- den sie von den Russen wieder in die Oede zurückgctricben. Sie ka- men an die Beresina, einen Nebenfluß des Dnjepr, westlich von Smolensk. Der Fluß war, wo sie ihn überschreiten wollten, an sich nicht sehr breit, aber zu beiden Seiten desselben zogen sich Moräste hin, über welche nur wenige Brücken führten, die jetzt alle von den Russen besetzt wurden. Napoleon ließ schnell eine Brücke schlagen. Alles drängte sich, als sie kaum vollendet war, ihr zu. Unzählige wurden erdrückt, zu Boden getreten oder unter die Eisschollen hinabgestoßen. In den dichten Haufen, der die Brücke umlagert hielt, schlugen die Kanonen- und Kartätschenkugeln der Russen; die Angst steigerte sich zur Verzweiflung; jeder war nur auf seine Rettung bedacht; mit dem Säbel in der Hand suchte Mancher sich Bahn zu brechen, bis er selbst den Streichen eines Andern erlag. Die Brücke borst unter der großen Last; die Hinteren, welche davon nichts ahnetcn, drängten wei- ter, bis sie, an der Mitte angelangt, gleich denen, die vor ihnen waren, in den Strom hinabsanken. Durch den Donner der Kanonen und das Brausen des Sturmes und das Prasseln zerplatzender Granaten er- tönte das Jammergeschrei der Sterbenden und derer, die im nächsten Augenblick den gewissen Tod vor Augen sahen. Vom 20. bis 28. No- vember währte der Uebergang über die Beresina. Für äußerst Wenige war es ein Uebergang, den meisten der Todesgang; denn auch die, welche das jenseitige Ufer erreichten, fanden größtcntheils noch in den dortigen Sümpfen und Morästen ihren Tod. Der Kaiser war mit einem Theile seiner Garde glücklich entronnen und beschleunigte seine Flucht. Ueber Warschau eilte er nach Schlesien, auf einem Bauernschlitten kam er durch die Lausitz und rasch ging es weiter über Dresden, Leipzig und
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