1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sie in zwei Hauptgruppen theilt. In der einen Gruppe nemlich
werden niemals Ueberreste von Pflanzen und Thieren vor-
gefunden; in der andern dagegen kommen dergleichen, manchmal
nur in geringer Anzahl, manchmal aber auch in ungeheurer Menge, vor.
Es ist einleuchtend, daß solche Gesteine, welche Thier- und
Pflanzen reste nicht enthalten, in Rücksicht auf die Zeit ihrer
Entstehung den letzter«, in welchen sich solche Reste vorfinden, vor-
angestellt werden müssen, und man theilt daher in dieser Beziehung
die Gebirge ein in Primär gebirge oder Urgeb irge, im Gegen-
satz zu den Secundärgebirgen oder Flvtzgebirgen und dem
aufgeschwemmten Land.
Als die ältesten unter den Gebirgsarten erscheinen sonach die
Urgebirge. Sie müssen unbedingt beträchtlich früher entstanden
sein als alle übrigen Gebirgsformationen; denn einerseits bilden sie
allenthalben die Grundlage aller übrigen bekannten Gebirgsarten, —
während allerdings auch die höchsten Gipfel der Gebirge auf der
ganzen Erde ans Urgebirgsgestein bestehen —; andererseits hat
man, wie eben bemerkt wurde, in diesen sämmtlichen Felsarten des
Urgebirgs noch nirgends auch nur eine Spur eines organischen
Wesens, nirgends eine Versteinerung oder auch nur einen Abdruck
einer Pflanze oder eines Thieres anfgefnndeu; endlich fehlen im
Urgebirge allenthalben Steinkohlenlager, die man ja gewöhnlich als
untergegangene Pflanzenschöpfungen ansieht, und die im Flötzgebirge
an vielen Orten und in großer Ausdehnung und ungeheuer massen-
haft Vorkommen.
Alles Dieses berechtigt zu der Annahme, daß das Urgebirge
zu einer Zeit entstanden ist, in welcher weder eine Pflanzenwelt
noch eine Thierwelt eristirte.
Dieser Mangel an Versteinerungen wird nun aber im Urge-
birge ersetzt durch einen ungemeinen Reichthum an Erzen und Me-
tallen. Ans den Spalten und Gängen der Urgebirge voruemlich
holt der Bergmann die Schatze des Goldes und Silbers und der
Metalle überhaupt hervor, und was der Sand der Flüsse an Gold-
und Platinkörnern mit sich führt und die Sandlager mancher Ge-
genden oft in so reichem Maße enthalten, hat das Wasser vor-
nemlich ans dem Urgebirge ausgewaschen.
Eharakteristisch für das Urgebirge im Allgemeinen ist ferner
die Menge warmer und heißer Quellen und Mineralquellen, und