1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Zweiter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
verlassen hatten, den Frieden von Rastatt (1714) unterzeichnen, in
welchem er den Herzog von Anjou als König von Spanien (Phi-
lipp V.) anerkannte, und in die bei dem Frieden von Utrecht festgesetzten
Bedingungen willigte. Nach Verlauf von sechs Jahren vertauschte der
Kaiser an Savoyen gegen Sicilien die Insel Sardinien. Preußen er-
hielt die Souveränität über Neufchatel.
Um dieselbe Zeit, während welcher eine Erbfolge im Westen Eu-
ropas die Fürsten entzweite, wüthete auch im nordöstlichen Europa ein
verheerender Krieg (1700 bis 1712). Nach dem Tode Karl's Xi. von
Schweden gelangte dessen Sohn, Karl Xii., als fünfzehnjähriger
Jüngling auf den schwedischen Thron (1697). Russland, Polen und
Dänemark glaubten sich die Jugend des schwedischen Regenten zum
Nutzen machen zu dürfen, um sich auf Schwedens Kosten zu bereichern.
— In Russland herrschte nach dem Czaar Michael Romanow
(1613 bis 1643) der Ezaar Alerei (1645 bis 1676). Dem Alerei
unterwarfen sich die Kosaken (ein aus Russen, Tartaren, Türken und
Polen zusammengesetztes Volk, welches in der Ukraine wohnte). Nach
ihm gelangte Feodor Iii. (1676 bis 1682) auf Russlands Thron,
weil dessen älterer Bruder Iwan als geistesschwach für die Regierung
unfähig war. Feodor bestimmte seinen Bruder Peter zum Nachfolger.
Die schlaue Sophia aber, Feodor's Schwester, wusste sich, unterstützt
von den Strelitzen (der kaiserlichen Leibwache), die Mitregentschaft zu
erzwingen, und suchte den kühnen Peter zu verdrängen und den schwa-
chen Iwan an seine Stelle zu setzen. Peter entdeckte den Plan und übte
das Vergeltungsrecht, indem er die ränkevolle Sophia in ein Kloster
schickte, seinen Bruder aber als Mitregenten behielt. Peter hatte
mehrere Reisen durch Europa gemacht, und war hier mit der Einrich-
tung europäischer Staaten, Wissenschaften, Künsten und Gewerben be-
kannt worden. Daher fasste er gleich bei seinem Regierungsantritte den
Entschluss, sein Reich den übrigen europäischen gleich zu gestalten, wo
möglich bis an die Ostsee auszudehnen, und Flotten und Häfen für diese
Gewässer anzulegen. Freilich aber war zwischen der damaligen Grenze
Russlands und der Küste der Ostsee eine große Kluft befestiget. Denn
Schweden besaß zwischen denselben die Provinzen: Jngermanland,
Efthland, Karclen, Finnland und Liefland. Desshalb schloss er sich an
Polen und Dänemark an und erklärte, mit diesen vereint, Schweden
den Krieg. Karl Xii. von Schweden fiel nun sogleich (1700) in
Dänemark ein, belagerte Kopenhagen und zwang Friedrich Iv. von
Dänemark zu dem für Schweden sehr vortherlhaflen Frieden von Tra-
venthal (1700). Hierauf schlug er mit 8000 Mann Schweden
100,000 Russen vor Narwa (Peter war aber bei dieser Schlacht nicht
zugegen). Nun verjagte er den polnischen König (sächsischen Kurfür-
sten) August Ii.aus Polen, durch Liefland und Kurland, lieferte dem
Könige August Ii. und seinen Sachsen die Schlachten bei Clissow