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1. Geschichte der Deutschen - S. 127

1856 - Münster : Cazin
aus dem luremb.-böhmischen Hause. 127 war, eine schlimme Wendung eintrat. In Böhmen, wo er sich nun zumeist aufhielt, zeigte er bald ein wildes und wüstes Benehmen verbunden mit launenhafter Grausamkeit. Alle Un- zufriedenheit seiner Unterthanen stillte er durch Hinrichtung der- selben, zu welchem Zwecke er stets einen Scharfrichter in sei- nem Gefolge hatte. Johann von Nepomuk, welcher ihm das Beichtgeheimniß ftiner Gemahlin Johanna, die er in Verdacht der Untreue hatte, nicht verrathen wollte, wurde in die Mol- dau gestürzt; seine Gläubiger zwang er durch Androhung einer ^ ^ augenblicklichen Hinrichtung, ihm die Schuldverschreibungen^ Böhme,, ohne Bezahlung zurückzugeben. und verfuhr überhaupt gleichg?ge„ We»- grausam gegen Adel und Geistlichkeit. Alles dieses mußte im-iel3 Tyran- mer größere Mißstimmung und endlich eine Empörung seiner mt' Unterthanen in Böhmen herbeiführen; Wenzel wurde gefangen genommen und nach Oesterreich in Gewahrsam gebracht, bis ihn endlich sein Bruder Sigismund mit den Böhmen durch einen bestimmten Vertrag aussöhnte, welchen er aber nicht hielt. Eine darob entstandene Verschwörung des Adels wurde durch ' Mord unterdrückt, und Wenzel setzte sein früheres tyrannisches Verfahren wieder fort. In Deutschland hatten unterdessen die Fürsten auch nach Willkür schalten und walten können, und eben deswegen -hätten sie wohl nicht daran gedacht, den König wegen seiner Unwür- digkeit des Thrones zu entsetzen, wenn nicht kirchliche Verhält- nisse sie zuletzt dazu veranlaßt. Seit der durch französischen Ein- fluß bewirkten Wahl des Erzbischofs von Bordeaux zum Pabst Clemens V. im Jahre 1309 hatten die Päbste ihren Sitz zu Avignon, und waren während siebzigjähriger Abhängigkeit von den französischen Königen („babylonische Gefangenschaft") Haupt- sächlich bemüht gewesen, die politischen Interessen derselben zu fördern. Gregor Xi. endlich kehrte durch die h. Catharina von Siena bewogen 1378 nach Rom zurück. Nach seinem bald erfolgten Tode wählten die Cacdinäle auf dringende Forderung der Römer Pabst Urban Vi-, einen Römer. Da aber dieser, ein sittenstrenger Mann, alsbald ein Reform - Edict zu dem Zwecke erließ, um dem argen weltlichen Leben der Cardinäle ein Ende zu machen, so entwichen diese nach Anagni im Nea- politanischen, wo sie von französischem Einfluß des Hauses An- jou geleitet unter dem Vorwände, die frühere Wahl sei durch die Römer erzwungen gewesen, einen neuen Pabst Clemens Vii. wählten, welcher seinen Sitz wieder in Avignon nahm. In Folge dessen entstand nun ein heftiger Streit der beiden Päbste um Anerkennung, und der König von Frankreich, welcher von der Pariser Universität für Beilegung des ärgerlichen Schisma gewonnen war, setzte sich zu dem Zwecke mit Wenzel in Ver-
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