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1. Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung - S. 274

1858 - Leipzig : Engelmann
274 Die neue Zeit. * Heeres sich begnügte; Sommer und Winter trug er dieselbe unzierliche Klei- dung — einen langen mit Messingknöpfen versehenen Soldatenrock und große Reiterstiefel; auf Märschen und im Kampf unterzog er sich den größten Be- schwerden, Entbehrungen und Gefahren; weiblichen Umgang mied er; nur das Kriegsleben mit seinen Gefahren hatte für ihn Reiz, das Getöse der Schlacht, das Pfeifen der Kugeln, das Wiebern der Streitrosse ging ihm über Opern, Hoffeste und Coneerte. §. 423. Während Karl Xii. in Polen und Sachsen verweilte, traf Peter der Große Anstalten, die schwedischen Besitzungen an der Ostsee zu unterwer- fen und dem russischen Reiche beizufügen. Er erbaute die Festungen Schlüs- selburg und Kronstadt, ließ die morastigen Niederungen an der Newa mit unsäglicher Mühe durch Leibeigene austrocknen und legte den Grund zu der 1703. neuen Residenzstadt Petersburg. Aus Moskau und andern Städten mußten Edelleute, Kaufleute und Handwerker mit ihren Familien dahin übersiedeln; auch Ausländer wurden zur Einwanderung aufgemuntert. Hätte Karl Xii., als er endlich Sachsen verließ, um seine Waffen gegen seinen letzten und mäch- tigsten Feind zu kehren, die Ostseeländer zum Kriegsschauplatz gewählt, so konnten leicht Peters neue Schöpfungen und Pläne vernichtet werden, aber zu seinem Glück beschloß Karl auf Moskau loszurücken und in das Herz von Rußland zu dringen. Er nahm Grodno und Wilna weg, setzte im Juni 1708. über die B erezin a und schlug den Weg nach Smo l ensk ein. Kein russi- sches Heer bestand vor dem tollkühnen König, der an der Spitze seiner tapfern Truppen Flüsse durchwatete und weglose Morastgegenden überschritt. Jetzt aber trat ein Wendepunkt in Karls Leben ein. Statt seinen Feldherrn Löwen - Haupt, der mit frischen Truppen und mit Kleidung und Nahrungsmitteln für das ermattete Heer auf dem Wege zu ihm war, abzuwarten, ließ er sich durch den alten Kosakenhauptmann Mazeppa zu einem beschwerlichen Marsch in die waldige und steppenreiche U kr a i n e bereden. Löwenhaupt, von der russischen Uebermacht angegriffen, vermochte trotz seines ausgezeichneten Feldherrntalents nur nach Aufopferung aller Artillerie, alles Gepäcks und aller Vorräthe mit einem geringen Heer den rastlos forteilenden König zu erreichen. Auf die herbst- 1708-9. lichen Regengüsse folgte ein äußerst harter Winter, während dessen viele der abgehärteten Krieger der Kälte erlagen, Tausenden Hände und Füße erstarrten. Endlich schritt Karl zur Belagerung der festen Hauptstadt Pultawa; aber bei dem Mangel an Geschütz zog sich dieselbe in die Länge, bis Peter selbst mit s großer Heeresmacht an kam. Nun ereignete sich die Schlacht bei Pultawa, 1709. ' wo das schwedische Heer gänzlich geschlagen wurde, alles Gepäck und die reiche Kriegskasse in die Hände der Feinde siel und die überlebenden Führer und Soldaten in russische Gefangenschaft geriethen. Karl Xll. wurde aus dem stol- zen Ueberwinder dreier Könige ein hülfloser Flüchtling, der sich nur durch die angestrengteste Flucht in einer obdach- und nahrungslosen Steppe mit etwa 2000 Begleitern auf das türkische Gebiet rettete. Löwenhaupt sammelte den Rest der Flüchtigen, da aber bei dem Mangel an Nahrung und Geschütz kein Rückzug möglich war, so ergab er sich mit 16,000 Mann. Keiner der tapfern Krieger sah die Heimath wieder; sie wurden in dem weiten Reiche zerstreut und starben theils in den Bergwerken Sibiriens, theils als Bettler auf den Land- straßen. So wurde das heldenmüthige Heer, gleich bewunderungswürdig im Dulden wie im Handeln, vernichtet. §. 424. Karl Xii. wurde von den Türken ehrenvoll ausgenommen und großmüthig behandelt. In seinem Lager vor Bender lebte er als Gaftfrennd 1710. tzxz Sultans in königlicher Weise. Aber der Gedanke als Besiegter ohne Heer
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