1834 -
Dresden [u.a.]
: Arnoldi
- Autor: Philippi, Ferdinand
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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an Lebensmitteln am 11. Ottobre feine unangreifbare Stel-
lung verlassen müssen, und war am 13. über die Elbe
gegangen, wo es schon die Preußen vorfand. ^ Mann
und Roß waren vom Hunger abgezehrt, ihr Gepäck und
Schießbedarf von den Preußen genommen, der Feldherr
Rutowsky holte vom Kürfürsten Verhaltungsbesehle ein,
der mußte ihm das Schicksal des Heeres anheimstellen.
Rutowsky kapitulirte, und 14,000 Sachsen mit 180
Kanonen gaben sich den Preußen gefangen. Die Offi-
ziere wurden auf ihr Ehrenwort, nicht gegen Preußen zu
dienen, entlassen, die Unteroffiziere und Gemeine unter
preußische Regimenter gesteckt, sie liefen aber fast alle
davon und gingen nach Polen oder zu den Franzosen,
wo der Prinz Taver von Sachsen einen eigenen Heeres-
theil davon bildete. Der Kurfürst und Brühl erhielten
Passe nach Polen. Brühl selbst verleumdete das säch-
sische Heer, als ob es seine Schuldigkeit nicht gethan
habe, und selbst Oe streich, welches doch allen Vortheil
von diesem Unglück Sachsens zog, war ungerecht gegen
Sachsen. Der König nahm nun seine Winterquartiere
in Dresden und behandelte Sachsen als ein völlig er-
obertes Land. Die großen Besoldungen der Hofbeamten
strich er, eine große Menge Rekruten ließ er ausheben und
Sachsen mußte den größten Theil der Summen her-
geben, die er während des ganzen Kriegs zur Erhaltung
seiner Heere bedurfte. Das war die traurige Folge von
Brühl's verkehrter Politik!
Durch Sachsens Besetzung von den Preußen wa-
ren die verbündeten Mächte zu Abschließung neuer Bünd-
nisse und zu Beschleunigung ihrer Rüstungen bewogen wor-
den. Frankreich stellte statt der vertragsmäßigen 24,000
Mann 105,000 und zahlte 12 Millionen Hilfsgelder an
Oestreich, welches seine Rüstungen verdoppelte. Auch
Schweden, von Rußland und Fr an k r ei ch genöthigt,
führte ein Heer gegen Preußen ins Feld, und selbst das
deutsche Reich setzte 60,000 Mann auf den Kriegsfuß,
um den König von Preußen, als einen Reichsfeind zu
bekämpfen. Friedrich Ii. war, nachdem er sein Heer in
Sachsen verstärkt, nach Böhmen gegangen und hatte
am 6. Mai 1757 einen großen Sieg bei Prag gewonnen