1836 -
Leipzig
: Baumgärtner
- Autor: Fiedler, Franz
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Bauhandwerker, welche selbst nach Einführung des Christenthums theil-
weise ihre innern Einrichtungen beibehielten.
Die Aufsicht über die Staatsreligion führte der Pontifer
Mñriml's,. der zugleich eine wichtige politische Person war, weil er über
die nach bestimmten religiösen Vorschriften vorzunehmende Wahl der
Obrigkeiten, über das Kalenderwesen, über die Jahrbücher, (banales
Maximi, worin der Pontifer alle merkwürdigen Ereignisse aufzeichnete),
über die geheimnißvollen Ritualbücher (indigitamenta, libri Pontificales),
welche in allen Zeiten als Richtschnur galten, zu wachen hatte. Eine
neue Art von Gottheiten wurde seit dem Tode des Julius Casar ver-
ehrt. Auf dem Platze, wo sein Leichnam verbrannt war, errichtete
man zuerst einen Altar, nachher einen Tempel, den mau den Götter-
tempeln gleich hielt, denn Octavian erklärte seinen Vater, als göttlicher
Verehrung würdig, für einen Divus Julius. Den Octavian selbst
nannten die Schmeichler schon bei Lebzeiten einen Gott. Durch diese
Vergötterung (Consecrado) wurden sie, wie die Heroen der Griechen,
Laren oder Schutzgötter einzelner Familien oder des ganzen Staates.
Diese Ehre erwiesen die Römer fast jedem Kaiser, außer wenn er gar
zu despotisch und verhaßt gewesen war. Die Feierlichkeit einer solchen
Consecration oder Apotheose hat Herodianus also beschrieben: >7 Der
Leichnam des Verstorbenen selbst wird auf die gewöhnliche Art, nur
mit kostbarerem Gepränge, bestattet. Sodann aber wird des Verstor-
benen Bild, dem Lebenden ganz ähnlich, aus Wachs nachgeformt, auf
einer erhöheten Bahre von Elfenbein unter den Thoren des Kaiser-
palastes ausgestellt und darunter mit Gold durchwirkte Teppiche aus-
gebreitet- Das Bild des Kaisers, weil es einen Kranken vorstellen soll,
hat ein bleiches Aussehen. Auf beiden Seiten der Bahre sitzen den
größten Theil des Tages links der ganze Senat in schwarzen Ober-
gewandern, rechts sammtliche Frauen von Auszeichnung, sey es durch
ihrer Gatten Rang oder durch adeliche Abstammung. Keine von ihnen
sieht man mit Gold prangen oder mit Halsschmuck, sondern in ein-
fachen weißen Kleidern erscheinen sie als Leidtragende. So geht es
sieben Tage fort. Von Zeit zu Zeit treten Aerzte ein und nahem sich
dem Lager, als ob sie nach dem Kranken zu sehen hatten und melden
dann von Zeit zu Zeit, daß es schlechter mit ihm stehe. Sobald sie
es nun für schicklich erachten zu erklären, daß der Kaiser gestorben sey,
so wird die Bahre von den Vornehmsten des Ritterstandes und von
auserlesenen Jünglingen aus dem Senatorstande aufgehoben, durch die
heilige Straße (via sacra) getragen und auf dem alten Marktplätze
niedergesetzt. Auf beiden Seiten erhebt sich hier ein treppenformiges