1862 -
Soest
: Nasse
- Autor: Giefers, Wilhelm Engelbert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Maximilians Tod.
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ander ihre italienischen Besitzungen verbürgt hatten, schloß Maximilian
mit der Republik auch ab. Dies war der Ausgang des ans der Ligue von
Cambrai entstandenen achtjährigen Kriegs. Maximilian hatte mit allen
seinen Aufopferungen nichts gewonnen. Statt seine Erblande an das
adriatische Meer hin zu erweitern, mußte er den Venetianeru mehrere
vormals zum deutschen Reiche gehörige Städte und Landschaften über-
lassen; eben so sah er das Herzogthum Mailand wiederholt von Frank-
reich besetzt. Kaum wurde die Oberherrlichkeit über die italienischen
Reichslehen noch anerkannt. Für Erhöhung des kaiserlichen Ansehens
war Nichts zu hoffen.
12. Glücklicher, als im Kriege, war Maximilian bei der Ab-
schließung von Hausverträgen, durch welche mehrere große Länder dem
Hause Habsburg erworben wurden; denn hatte er schon durch seine
Heirath mit Maria von Burgund die Macht des Hauses Habsburg
bedeutend vermehrt, so erreichte er dieses Ziel in einem noch höheren
Grade durch die von ihm (1490) bewirkte Berheirathung seines Soh-
nes Philipp mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von
Aragonien, und der Königin Jsabella von Castilien, deren Sohn Carl
Erbe von ganz Spanien wurde. Nach Jsabella's Tode (1504) wurde
nämlich Philipp als König von Castilien anerkannt, starb aber schon
(1506), nachdem ihm Johanna zwei Söhne, Carl und Ferdinand ge-
boren hatte. Der erste vereinigte nach dem Tode seines Großvaters
Ferdinand (1516) die Königreiche Castilien und Aragonien zum König-
reiche Spanien. Da ihm bereits durch den Tod seines Großvaters
(1506) die Niederlande zugefallen waren, da er auch zum deutschen Kai-
ser erwählt wurde, und die neuentdeckten Länder Amerikas besaß, und
außerdem die spanischen Nebenländer, nämlich Neapel, Sardinien und
Sicilien beherrschte, so wurde er der mächtigste Herrscher der Erde.
Maximilian erwarb ferner dem habsburgischen Hause die Krone von
Ungarn und Böhmen, indem er den König dieser Länder, Wladislav,
(1506) bewog, ihm die Hand seiner Tochter Anna für Maximilian's
zweiten Enkel, Ferdinand, zu versprechen. Zwar waren die beiden letz-
leren damals noch Kinder, aber die Vermählung wurde im Jahre 152 L
vollzogen, und nachdem Wladislav's einziger Sohn und Nachfolger,
Ludwig Ii., in der unglücklichen Schlacht bei Mohacz(1526) gegen den
rürkischen Sultan Solimann U. gefallen war, bestieg Ferdinand den
Thron von Ungarn und Böhmen.
§. 97. Maximilian's letzte Lebenszeit und sein Tod (1519).
1. Maximilian's liebster Gedanke während seiner ganzen Regie-
rung war die Vertreibung der Türken aus Europa, welche er um so
mehr wüllschen mußte, da er seinem Hause (1506) ja die Aussicht auf
die Erwerbung Ungarns eröffnet hatte, welches den Einfällen jenes
Volkes am meisten ausgesetzt war. Als die Türken gleich nach dem
Anfänge seiner Negierung (1493) einen Strcifzug bis Laibach mach-
ten, verfolgte sie Maximilian bis nach Croatien und suchte daraus in
seinen Erblanden und im Reiche sobald als möglich sich freie Hände zu
machen, um mit desto größerem Nachdrucke gegen die Türken zu Felde
ziehen zu können. Allein die Verhältnisse im Reiche waren der Art
und die Verwickelungen in Italien nahmen seine Thätigkeit so lange
in Anspruch, daß er seinen Lieblingsplan, gegen die Türken loszuschla-