1859 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Schwiegersohn eines Schiffshauptmanns wurde und mehrere von
den erwähnten Seereisen mitmachte. Nach dem Tode seines
Schwiegervaters studirte er mit besonderem Fleiße dessen Tagebücher
und Landcharten. Sein Studium führte ihn auf die damals noch nicht
anerkannte Ueberzeugung, daß die Erde eine Kugel sei und daß daher,
wenn man von Portugal nach Westen schiffe, Indien gefunden werden
müsse. Da Columbus bei einem längeren Aufenthalt aus der Insel
Porto Santo zuweilen von Westen künstlich geschnitztes Holz und Leich-
name von fremdartiger Bildung hatte über das Bteer schwimmen sehen,
so wurde er in seiner Ueberzeugung noch bestärkt. Nun arbeitete er
einen Reiseplan aus. Denselben theilte er dem gelehrten Florentiner
Toscanelli mit und hatte die Freude, bei diesem Uebereinstimmung mit
seinen Ansichten zu sinden. Die Genueser, seine Landsleute, für die
er die Reise machen wollte, wiesen ihn zurück. Der König von Por-
tugal betrug sich hinterlistig gegen ihn, indem er einen andern Mann
zu diesem Unternehmen fortschickte, der aber bald zurückkam. Da wandte
sich Columbus nach Spanien. Wiewohl er hier sehr viele Gegner
fand und mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, erlangte er
doch durch des Juan Perez de Marchena, des früheren Beichtva-
ters der Königin, Vermittelung und durch die treue Unterstützung
Sant-Angels nach achtzehn Jahren von der Königin Isabella
drei Schiffe mit 120 Personen.
§. 96. Columbus Entdeckungsreisen und Tod. Am
3. August 1492 schiffte Columbus von Spanien ab. Als er sich
schon mehrere Wochen auf offener See befand und noch immer kein
Land sah, verloren seine Leute den Muth. Er tröstete und erheiterte
sie. Sie kamen aber aus deu Gedanken, ihn zur Rückkehr zu bewegen
oder über Bord zu werfen. Endlich erblickte man am 12. October
Land. Man segelte heran. Die Bewohner, ganz nackt und von kup-
ferbrauner Farbe, sahen zaghaft aus und bezeichneten die Insel mit
dem Namen Guanhani. Columbus nannte sie San Salvador.
So hatte er also in der Absicht, einen Weg nach Indien zu finden,
einen ganz neuen Welttheil entdeckt. Columbus fuhr in Begleitung
einiger mitgenommenen Indianer bei mehreren kleinen Inseln vorüber
und landete auf Cuba, in der Meinung, er befinde sich auf vem
Festlande von Asien. Die schönen Gegenden setzten ihn in Erstaunen.
Dann schiffte er südlich nach Hayti oder Sanct Domingo (auch
Hispaniola genannt), deren gutmüthige Bewohner unter Oberhäuptern,
Kaziken, standen. Einer derselben, Guacanagari, verschaffte den Spa-
niern viel Gold, als er deren Goldgier wahrnahm. Columbus baute
auf Domingo eine kleine Festung, Navidad, in welcher er dreißig Spa-