1839 -
Stuttgart
: Belser
- Autor: Bauer, Ludwig Amandus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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464 Zehntes Hauptstück.
Franzosen unter dem Feuer östreichischer Landbatterien
die Mühleninsel nahmen, und in der Richtung dahin
zwei Pfahlbrücken zimmerten, so schien es unzweifelhaft,
daß der Angriff zwischen Aspern und Enzersdorf Statt
haben werde. Allein unbemerkt hatte Napoleon auf dem
andern Ende der Insel Lobau, nebst vielen Kanvnierbv-
ten und Kähnen, vier Brücken, die in zwei Stunden fer-
tig seyn konnten, überdies; eine fünfte gerüstet, die man
blos dies- und jenseits anzuheften brauchte. Die Trup-
pen von Linz, Molk und St. Pölten wurden herbeige-
rufen; Eugen und Davoust marschierten, so geheim als
möglich, stromaufwärts. Seit Wochen lag schwüle Som-
merhitze auf den Gefilden um Wien, und soweit der Blick
reichte, wirbelte Staub von den Chausseen: in der Mcht
auf den 5. Juli entlud sich die gewitterschwangre Atmo-
sphäre: der ganze Himmel stand in Feuer, der Regen
strömte, der Sturm peitschte die Donauwellen. Zu glei-
cher Zeit, Nachts 11 Uhr, richtete Napoleon von Lobau
her eine furchtbare Kanonade auf die enzersdörfer Werke:
um 3 war sein Heer übergcsetzt, theils unterhalb Enzers-
dorf, theils bei Wittau; um 5, beim Aufgang eines
sonnenhellen Tags, stand es in Schlachtordnung, Massen«
links, Oudinot und Bcrnadotte in der Mitte, Davoust
rechts, Eugen, Marmont, die Garde und die schwere
Reiterei im Rückhalte: Karl sah seine Schanzen, das
Werk 40tägigcr Anstrengung, umgangen: er mußte, um
dem Feind zu begegnen, eine Schwenkung machen. Der
erste Schlachttag vergieng unter einzelnen Gefechten: ge-
gen 8 Uhr hatten die Oestreicher das brennende Enzers-
dorf verloren; hierauf nahm Oudinot Rützendorf, Ber-
nadotte Raßdorf, Massen« die Werke bei Aspern und
Eßling, Macdonald das Dorf Wagram; aber von vorn
und in den Seiten gefaßt, wich Letzterer zurück: die
Sachsen unter Bernadotte, seine Soldaten für Oestreicher
haltend, schoßen auf ihn: es konnte gefährlich werden,
hätte nicht eben jetzt der Tag sich zu Ende geneigt. In
der Nacht guf den 6. trafen die beiden Feldherrn ent-