1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sinnte Franzose aber verbarg, aus Angst vor jener Rotte, seinen
tiefen Schmerz in stiller Brust. — So ward von Frankreich,
wie 144 Jahre früher von England an Karl I., das entsetz-
liche Verbrechen eines durch Richterspruch verhängten Königs-
mordes vollführt, ein Verbrechen, von dem wir in der ganzen
Geschichte des Alterthums kein zuverlässiges Beispiel finden.
Hinrichtung seiner Gemahlin und Schwester. — Man konnte
nicht hoffen, daß die Königin ihren Gemahl lange überleben
würde; denn sie war bei dem Pöbel noch mehr als er der Ge-
genstand des Hasses. Am 16. October 1793 wurde Maria
Antoinette, die einst allgebietende Königin von Frankreich,
Maria Theresias Tochter, Schwester zweier Kaiser und eines
noch lebenden Kaisers Muhme, wie eine gemeine Verbrccherin,
mit rückwärts gebundenen Händen, auf offenem Karren nach
dem Richtplatze geführt. Auf dem Blutgerüste warf sie nur
noch einen wehmüthigen Blick auf die Tuilerien und empfing
dann mit Ergebung in den Willen Gottes den Todesstreich.
Dasselbe Schicksal hatte am 10. Mai 1794 Ludwigs tugend-
hafte Schwester, die Prinzessin Elisabeth. Mit der Ruhe
einer Heiligen stand sie am Fuße des Schaffots, wartend, bis
fünf und zwanzig Andere vor ihr hingerichtet waren, und ihr
frommes in Rührung schwimmendes Auge blickte in Demuth
und Vertrauen betend aufwärts.
Das Schicksal seiner Kinder. — Das traurigste Loos aber
traf den kleinen Dauphin. Der herrliche Knabe, weit ent-
fernt, gefährlich zu sein, war nicht einmal zu einer Beleidigung
fähig. Dennoch beschloß man den Tod dieses unschuldigen
Kindes, und zwar durch ein Mittel, gegen welches gewöhn-
licher Mord eine Handlung des Mitleides ist. Der unglück-
liche Prinz wurde früh den Armen seiner Eltern eutrissen
und dem verworfensten Bösewicht übergeben, den die Gemeinde
von Paris unter der Rotte der Jakobiner finden konnte. Si-
mon hieß dieser Elende, ein Schuster, der, als man ihm das
Kind gab, mit grinzender Miene fragte: „Und was ist be-