1868 -
Elberfeld
: Volkmann
- Autor: Völker, Carl Chr. Conrad
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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mals in Europa geschlagen sind. Einen ganzen Tag wurde auf
der Ebene gestritten, und die Kämpfenden führten immer neue
Schaaren herbei; am tapfersten fochten die Westgothen, deren
König fiel. Vergebens suchten die Hunnen mit ihrem gewöhn-
lichen Ungestüm die feindlichen Schaaren zu durchbrechen, sie
wurden auf ihre Wagenburg zurückgetrieben, und Attila hatte
schon beschlossen, sich mit derselben zu verbrennen, als die Feinde
von dem Angriff auf dieselbe abstanden, um ihn nicht zum Aeußer-
sten zu treiben. Denn auch sie hatten schwere Verluste erlitten,
und mehr denn hundertundsechszigtausend Leichen bedeckten das
Schlachtfeld. So traten denn die Hunnen ungehindert ihren
Rückzug über den Rhein an und kehrten nach Ungarn zurück.
Attila beschloß nun, das römische Reich von einer andern Seite
her anzugreifen. Er brach im Jahre 452 von Norden her in
Italien ein, zerstörte viele Städte, unter ihnen Aquileja, dessen
Einwohner sich zum Theil auf die Inseln in den Lagunen an
den Küsten des adriatischen Meeres retteten, dort sich anbauten
und so den Grund zu der jetzigen Stadt Venedig legten. Bald
machte sich der Mangel an Lebensmitteln in dem verödeten Lande
bemerkbar, und die ungesunden Ausdünstungen in den sumpfigen
Gegenden am Po erzeugten in seinem Heere Krankheiten.
Aetius, der von Gallien nach Italien geeilt war, sing da-
her Unterhandlungen mit Attila an und schickte eine Gesandt-
schaft an ihn, bei der sich auch der römische Bischof Leo der
Große befand. Dieser vermochte ihn durch nachdrückliche Vor-
stellungen und durch reiche Geschenke zum Rückzüge. Nach einer
Sage sollen die Apostel Petrus und Paulus auf Leos Gebet
dem Hunnenkönige erschienen sein und ihn mit Alarichs Schick-
sal, der bald nach Roms Eroberung gestorben sei, bedroht ha-
den, wenn er die Stadt nicht verschone. Er kehrte heim und
starb im folgenden Jahre 453 nach Genuß eines reichlichen Mah-
les in seinem Zelte an einein Blutsturz. So war Europa von
den Heimsuchungen dieses gewaltigen Mannes, der sich selbst
die Gottesgeisel zu nennen pflegte, befreit. Seine Söhne
geriethen unter einander in Streit, die unterworfenen Völker
machten sich frei und sein großes Reich zerfiel. In Ungarn
gründeten die Gepiden und Ostgothen deutsche Reiche und die