Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Cäsar und Ariovist. 259 hatte-, arbeitete er des Nachts an seinem Tagebuche, welches wir noch übrig haben, oder schrieb Briefe nach Rom, oder fertigte schriftliche Befehle aus. An ihm sah man recht, wie viel man zu thun vermag, wenn man nur jeden kleinen Zeittheil wahrnimmt; er hat fast noch einmal so viel gelebt als mancher Andere, der eben so alt wurde wie er. Von seinen vielen erfochtenen Siegen, seinen Gefahren und übrigen Thaten kann hier nicht umständlich die Rede sein; nur ein paar Vorfälle aus seinen neunjährigen gallischen Feldzügen. Gleich der erste Streit war zwischen ihm und Ariovist. Dieser Mann war ein deutscher Fürst aus dem jetzigen Schwaben, von hoher Gestalt und von nnbezwinglichem Muthe. Zwei Völkerschaften in Gallien hatten Streit gehabt und eine ihn zu Hülfe gerufen. Er war gekommen, hatte geholfen, aber das Land ihm so wohl gefallen, daß er nicht wieder abziehen gewollt, und neue aus Deutschland herbeigeströmte Schaaren gaben seinem Willen. Nachdruck. Jetzt riefen die Gallier den mächtigen Cäsar gegen den wilden Gast zu Hülse. Cäsar kam und ließ den deutschen Fürsten zur Unterredung fordern. Ariovist erwiederte: wenn er vom Cäsar etwas begehre, werde er zu ihm kommen: darum verlange er jetzt, daß Cäsar ihn aufsuche. Er wundere sich, was die Römer in dem Lande wollten, welches er sich erkämpft habe. Die Römer möchten sich in Acht nehmen vor den Deutschen, die vierzehn Jahre lang unter kein Dach gekommen wären. Indessen hatten die römischen Soldaten durch die Gallier über die Deutschen Nachrichten eingezogen, die ihnen allen Muth benahmen. Die Gallier erzählten von der ungeheuren Größe der Germanen, von ihrer unglaublichen Tapferkeit und Gewandtheit; es sei nicht möglich, den Anblick ihrer wildfunkelnden Augen zu ertragen. Da verbreitete sich Bangigkeit im römischen Heere; wer Urlaub bekommen konnte, schlich sich fort, und die nicht gingen, blieben nur, weil sie sich wegzugehen schämten. Alle schlichen mit gesenktem Blick umher und sprachen vom Tode; Manchem sah man Thränen im Auge, und im einsamen Zelte vertraute Einer dem Andern seine bangen Besorgnisse. Ueberall sah man Testamente machen, und Viele schwankten, ob sie gehorchen sollten, wenn zum Ausbruche geblasen würde. Da zeigte sich die Gewalt, die Cäsar über die Gemüther hatte. Er ließ sie zusammenkommen und sprach: „Wie? Ihr fürchtet euch? Ist das nicht derselbe Feind, den Marius angegriffen und besiegt hat? — Ich höre, ihr wollt dem Marschrufe nicht folgen. Gerade deswegen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer