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1. Theil 3 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Anfang der Reformation. 11 Luther spricht selbst: „Da ich zum ersten Mal den Ablaß angriff und alle Welt die Augen aufsperrte und sich's ließ dünken, es wäre zu hoch angehoben, kamen zu mir mein Prior und Subprior, aus dem Zetergeschrei bewegt, und furchten sich sehr, baten mich, ich sollte den Orden nicht in Schande führen; denn die anderen Orden hüpften schon für Freuden, sonderlich die Prediger (Dominicaner), daß sie nicht allein in Schande steckten, die Augustiner müßten nun auch brennen und Schandträger sein. Da antwortete ich: Liebe Väter, ist's nicht in Gottes Namen angefangen, so ist es bald gefallen; ist es aber in seinem Namen angefangen, so lasset denselben machen. Da schwiegen sie, und geht noch so bisher; wird, so Gott will, auch noch daß gehen bis ans Ende. Amen!" — Wie schön gesagt! — Aber er handelte auch edel, ohne allen Haß gegen seine Feinde selbst. So hatte Tezel die Sätze Luthers öffentlich verbrennen lassen. Die Wittenberger Studenten, die ihren Lehrer Luther so verehrten, daß sie sich für ihn hätten todtschlagen lassen, kauften Tezels Schriften gegen Luther auf und verbrannten sie in einem großen Freudenfeuer öffentlich. Darüber war Luther sehr ungehalten und schrieb darüber an einen Freund: „Traust du mir denn zu, daß ich so sehr allen menschlichen Verstand verloren und mich dermaßen habe vergehen können, daß ich, der ich ein Geistlicher bin, an einem Ort, der nicht mein ist, einem in solchen Ehren sitzenden Manne dergleichen Schimpf anthun sollte?" Aber das alles half nichts. Die eifrigen Diener des Papstes schimpften weidlich auf ihn, weil sie dadurch dem Papste sich ge-sällig zu machen hofften, besonders die Dominicaner. Da war einer dieser saubern Leute Prierio, Prior der Dominicaner und Magister des päpstlichen Palastes in Rom, der unter anderm schrieb: „Wenn du, mein lieber Luther, von unserm Herrn dem Papste ein fettes Bisthum bekämest, würdest du wohl gelindere Saiten aufziehen und den Ablaß, welchen du jetzt so schwarz machst, selbst erheben." Darüber ärgerte sich Luther mit Recht sehr. „Wenn ich nach einem Bisthum strebte," antwortete er, „redete ich gewiß das nicht, welches dir so wehe in deinen Ohren thut; denn meinst du, ich wisse nicht, wie man in Rom zu Bisthümeru und Prälaturen gelangt?" — Endlich schrieb Luther selbst an den Papst, Leo X., und gab sich alle Mühe, ihm zu beweisen, wie er selbst von seinen Schmeichlern betrogen werde. Man muß sich recht freuen, wenn man sieht, wie der brave Luther seine Sache ganz und gar Gott anheimstellte und über den Ausgang durchaus
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