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1. Theil 3 - S. 86

1880 - Stuttgart : Heitz
86 Neue Geschichte. 1. Periode. England. zu nehmen, war die Erlaubniß des Papstes nöthig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt, aber Katharina war Kaiser Karl V. Base, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die Scheidung aussprechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen; er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit an vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Geduld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher (der Erzbischof von Eanterbury, Craumer) auf den Einfall kam: der König könne ja bei den Universitäten sich Raths erholen, ob es Unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und die Anna Boleyn zu heirathen, so ergriff er diesen Rath geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Thränen und beschwor ihren Gemahl bei der ihm nun 20 Jahre lang bewiesenen Treue, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heirathete gleich nach Katharina's Verstoßung die Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber auf den Papst war er so erbittert, daß er sich von der römischen Kirche nun ganz lossagte, worauf der Papst ihn nach Rom citirte und ihn, da er nicht erschien, in den Bann that, seine Unterthanen von ihrem Eide lossprach und England dem rechtgläubigen Könige von Schottland gab. (!) Vielleicht hätte Heinrich die lutherische Lehre, die in England viele Anhänger gefunden hatte, angenommen; aber Luther hatte ihm früherhin einmal einen derben Brief geschrieben, und das konnte er ihm nicht vergessen. Er schrieb daher nach seinen eigenen Gedanken ein Lehrbuch des christlichen Glaubeno und verlangte, daß alle Unterthanen sechs von ihm aufgestellte Artikel, die er für unerläßlich erklärte, und die zwar, meist mit der römischen Lehre übereinstimmten, aber den Papst verwarfen, annehmen sollten. Viele Katholiken sowohl als Lutheraner, die sich nicht entschließen konnten, ihren ihnen einmal lieb gewordenen Glauben sogleich aufzugeben, wurden grausam hingerichtet und durchs ganze Land rauchten die Scheiterhaufen. Unter den Opfern der Glaubenstreue war der berühmte Kanzler Thomas Morus (weil er die Suprenraüe des Königs verwarf), der schon oben bei
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