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1. Theil 4 - S. 403

1880 - Stuttgart : Heitz
Das ökumenische Concil in Rom und das Ende des Kirchenstaates. 403 Bedeutung bleiben, was als Zeugniß der Wahrheit im Petersdome zu Rom von den Lippen katholischer Bischöfe ertönte, und niemals werden die Worte verhallen, welche Stroßmayer, Bischof von Bosnien und Syrmien, mit begeistertem Eifer dort gegen die Jesuiten und für Reformen in der katholischen Kirche gesprochen hat. Im Januar 1870 überreichten 400 Concilsmitglieder eine Adresse, in welcher sie um Aufstellung des Dogmas von der Unfehlbarkeit baten; die Gegenadresse der Minorität von 150 Bischöfen, an deren Spitze die Erzbischöfe von Wien und Prag, die Cardinäle Rauscher und Schwarzenberg, der Erzbischof Darboy von Paris, der Bischof Dupanloup von Orleans, standen, weigerte sich der Papst entgegen zu nehmen. Ehe man über die Unfehlbarkeit berieth, wurde über eine andre Vorlage von dem katholischen Glauben und der Verfassung der Kirche verhandelt. Alle Macht wurde in die Hand des Papstes gelegt, und Principien angeordnet, nach denen die Regierungen nur so viel Macht und die bürgerliche Gesellschaft nur so viel Freiheit behalten würden, als es der Kirche belieben würde, ihnen zu lassen. Die Regierungen von Frankreich Oestreich und auch die des norddeutschen Bundes warnten vor Uebergriffen und sprachen den Wunsch aus, sich durch Gesandte bei dem Concil vertreten zu lassen. Pius Ix. lehnte jede Einmischung ab. Die öffentliche Meinung in Europa wurde immer tiefer bewegt; auch Döllinger erhob aufs neue die Stimme wahrheitsvoller Ueberzeugung, und König Ludwig von Baiern ermunterte ihn, auf seinem Wege auszuharren. Unbeirrt und unerschütterlich hielt der Papst an seinem Ziele fest; in manchem seiner Aussprüche und auch in Handlungen wurde erkennbar, daß er sich in den Gedanken hineingelebt hatte, es wohne ihm eine der göttlichen gleiche Autorität bei. *) In der Mitte des Mai wurde das Dogma von der Unfehlbarkeit dem Concil zur Berathung vorge- *) Die Bulle, mit welcher das Concil angekündigt wurde, enthielt folgende Stelle: „Gestützt auf die Autorität des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes, sowie seiner h. Apostel Petrus und Paulus, welche Autorität auch wir auf Erden innehaben, berufen wir" u. f. w. Einige Jahre vor dem Concil hatte der Papst einst vor einer Versammlung Fremder, welche ihm ihre Huldigungen darbrachten, geäußert: „Ich allein bin der Nachfolger der Apostel, der Stellvertreter Jesu Christi, ich allein bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Demgemäß hieß es in einem Gesänge bei einer am Schluß des Concils dargebrachten Ovation: Sprich, o großer Pius; was deine Lippen sprechen, ist nicht sterbliche, es ist Gottes Stimme."
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