1870 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Foss, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Spanien.
Nevada Xeres de la Frontera. — Diese eben besprochenen Land-
striche, mit Ausnahme von Valencia und Murcia, bilden das Königreich
Aragon. Dis auf den heutigen Tag besteht zwischen den Aragonesen und
Oastilianern ein Gegensatz, der theils aus der Beschaffenheit des
Landes, theils aus der historischen Entwickelung beider Staaten zu
erklären ist. Karl I. und Philipp Ii. vernichteten die Privilegien
der Aragonesen und stützten sich vorzugsweise auf die castilianischen
Granden. Daher strebten diese immer für die Einheit der Monarchie;
sie waren es besonders, die nach dem Anssterben des Hauses Habs-
burg die Thronfolge der Bourbons wünschten und begünstigten, nicht
weil sie eine besondere Vorliebe für dies Haus hatten, sondern weil
Ludwig Xiv. mächtig genug war, die Einheit Spaniens zu schützen
und zu erhalten. Wie die Aristokratie der Franken die Einheit des
Carolingerreiches zu bewahren strebte, wie die Grossen der Erzherzog-
tümer Oesterreich 1740 eine Theilung der habsburgischen Lande zu
verhüten suchten, so stets die castilianischen Granden. Sie bildeten
den Kitt jener grossen Ländermassen der Krone Spanien, sie herrsch-
ten in Brüssel, in Neapel und Palermo, sie walteten im fernen Ame-
rika, auf dem himmlischen Hochlande von Mexico so gut, wie an
den Gränzen der unendlichen Pampas. Der Aragonese dagegen hat,
wie der Baske, immer seine Eigenthümlichkeit zu bewahren gestrebt,
deshalb half er Ludwig Xiv. 1640, deshalb focht er mit den Eng-
ländern und Holländern verbündet im spanischen Erbfolgekriege gegen
die Castilianer. — In der Mitte von Spanien liegen die beiden
grossen Hochebenen Alt- und Neu-Castilien, welche Namen und Wap-
pen von der Menge der Castelle erhalten haben, durch welche die
Westgothen jede Quadratmeile eroberten Landes gegen die Mauren
schützten. Um Schutz gegen die Mauren zu finden, drängten sich
die Einwohner die Städte zusammen. Daher finden wir verhältniss-
mässig mehr Städte als Dörfer. Ein grosser Theil der Städtebewoh-
ner erwarb sich in diesem ewigen Kampfe das Recht des niedern
Adels, sie wurden Hidalgos. Die castilische und die bairische Hoch-
ebene sind in dieser Ausdehnung die höchsten Hochebenen Europas.
Wie klein und niedrig sind sie gegen die amerikanischen und asiati-
schen! Tibet und die Hochfläche am Titikakasee sind über 12,000
Fuss hoch und diese nicht 2000! Die höhere der beiden castilischen
Hochflächen ist die nördliche von ca. 2200 bis 4000 Fuss. Nach
Norden steigt sie in Terrassen zum asturischen Gebirge, im Osten
ebenso zum iberischen Berglande, im Süden zum castilischen Scheide-