1861 -
Berlin
: Charisius
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Nord-Amerika.
§ 401. Von 900 bis 5000 F. Höhe trifft man die reizendsten Landschaften,
in denen immergrüne Eichen die Wälder bilden, die herrliche Frische der Vegeta-
tion durch sanfte Regen unterbrochen wird, alle Früchte gedeihen, eine milde, bal-
samische Lust keine Krankheiten entstehen laßt und eine ewige Frühlingsmilve herrscht.
— In einer Höhe von 7000 F. und mehr ist es kalt, d. h. die mittlere Wärme
beträgt 15" C., und im Winter tritt auch zuweilen Frost ein. Hier ist die Luft
scharf, dünn, austrocknend, der Himmel tief schwarzblau und wolkenlos; bei Son-
nen-Aus- und Untergang wird die Landschaft in wunderbare, glühende Farben
getaucht, und ein großer Unterschied zeigt sich in der Temperatur des Schattens
und der Sonne. Hier ist ferner die Vegetation ärmlicher, ja ein Theil der Hoch-
ebene ist unfruchtbar, sandig; an solchen Stellen fehlt es an Schatten und Quellen;
Luftspiegelungen und Sandtromben (die 4 deutsche Meilen in der Stunde fort-
schreiten) sind nicht selten, und man gewahrt nur ärmliches Gras, eine Pucca,
einen Wachholderstrauch oder vereinzelte Caetus, die übrigens die bezeichnendste
Pslanzenart für ganz Mejico sind. Aber die meisten Striche gehören zu den
fruchtbarsten und gesundesten der Erde. Der ungedüugte Boden liefert durchschnitt-
lich 20 bis 25fache Weizenfrucht, 100 bis 300, mitunter öoosaches Maiskorn.
1 aller in der heißen Zone gelegenen Landstriche Meficos besitzen wegen ihrer
Höhe ein nicht heißes Klima, sondern eine Teniperatur von 16 bis 17°. Neben
Orangen, Granaten, Ananas, Zapotes, Chiromayo und Agnacate gedeiht daher
alles europäische Obst.
§ 402. Die Viehzucht ist bedeutend; überall hält man große Heerden von
Rindvieh, .bis zu 40.000 Stück, und diese bleiben immer in den Savannen und
Wäldern im Freien; nur gelegentlich treibt man sie auf einen umzäunten Platz,
Corral genannt. Die berittenen Hirten sind sehr gewandt und kräftig, auch die
Pferde sind vortrefflich. — Man hat in Mejico große Agave-Pflanzungen behufs
Gewinnung des Saftes, Pulque genannt, der frisch und gegohren das Haupt-
getränk bildet. Ebenso Opuntia-Pflanzungen für die Zucht des Cochenille-Thier-
chens, Indigo-Pflanzungen und Vanille-Gärten. Ackerbau und Gewerbe stehen
übrigens aus sehr niedriger Stufe, und die Verbindungsstraßen zwischen dem Hoch-
lande und der Küste fehlen.
§ 403. Der Hauptreichthum ist Silber, wovon 1857 über 150 Mill. Thaler
(29.000 Pferdelasten oder 15.000 Et. oder 3 Mill. Mark, hauptsächlich aus den
Gruben von Pachuco und Real del Monte, 13 M. im N. von Mejico), und
Gold, von welchem 2£ Mill. Thaler ausgeführt werden. Die Bergwerke werden
hauptsächlich vom deutsch-amerikanischen Bergwerks-Verein und von einigen engli-
schen Gesellschaften betrieben. Außerdem liefert das Land Cochenille, Indigo,
Zucker, Baumwolle, Taback, Cacao, Vanille, Campeche- oder Blauholz und Ma-
hagoniholz, Häute, Talg und Ialappe. Europäische Fabrikwaaren gehen in größter
Menge hierher, denn an Gewerbsleiß im Lande selbst fehlt es sehr. Einige Mo-
nate im Jahre sind die Küsten für Schisse nicht zugänglich. — Alle großen Städte
sind von stark bevölkerten Dörfern umgeben.
§ 404. Mejico (spr. Meechico), 205 E., die Hauptstadt, liegt aus der
Stelle des alten Tenochtitlan, der alten Hauptstadt von Anahuac, in mehr als
7000 F. Höhe, in großartiger Umgebung, zwischen Dörfern und an zwei Seen
mit schwimmenden Gärten. Die Teniperatur ist immer zwischen 8 und 22°. Es
ist eine der prächtigsten und üppigsten Städte in Amerika, hat 100 Kirchen und
51 Klöster und zwei große Wasserleitungen. Während der guten Jahreszeit gehen
täglich 30 bis 40.000 beladene Maulthiere von und nach Acapnlco und Vera-
Cruz. — Südöstlich davon la Puebla, 72 E., eine sehrichöne Stadt, mit 69
Kirchen, einer Münze, Fabriken rc., in fruchtbarer Hochebene.
Nördlich von Mejico Zimapän, 9 E., mit reichen Silbcrgruben. — Süd-
westlich davon Quer 61aro, 30 E-, reizend gelegen, eine der schönsten Städte.