1. Bd. 2
- S. 64
1860 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
64- Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
reichen Flußthäler besonders erleichtert wird. Nur das eigentliche
Hochgebiet der Sevcnnen macht in dieser Rücksicht eine Ausnahme.
Nach dem Bisherigen ergibt sich also, daß das Verhältniß der
Gebiete der Seine und der Rhone den Ausgangspunkt bilden müsse
bei der Betrachtung der Landesnatur Frankreichs, so weit diese der
Geschichte zu Hülfe gekommen ist. Die Seine vermittelt Frankreich
mit dem germanischen, die Rhone mit dem romanischen Europa; die
Seine hat Paris, die Rhone Lyon, die zweite Stadt Frankreichs, ge-
boren, die Seine mündet in das nördliche Meer, den Ocean, die Rhone
in das südliche Meer, die Thalassa. Loire und Garonne stehen wedel-
unter sich, noch mit einem der erstgenannten Flüsse in ähnlichem Gegen-
satze, beide mit ihren Hauptflüssen demselben Qnelllande und derselben
Meerseite, der westlichen, angehörend; aber die Loire schließt sich mehr
der Seine, die Garonne mehr der Rhone an. Loire und Garonne
führen Frankreichs germanische und romanische Seite in einander über.
Die Flüsse Frankreichs sind schöner, größer, schiffbarer und domi-
nirender, als die seiner südlichen und nördlichen Nachbarländer (Spa-
nien, Italien, Großbritannien), zugleich gehören sie dem Lande fast alle
von der Quelle bis zur Mündung an. Daher waren seine Flüsse
immer sehr entscheidend bei allen das Land und Volk berührenden
Fragen, und in neuerer Zeit hat Frankreich sogar die Flüsse als Hanpt-
grnndlage seiner politischen Eintheilung gewählt.
159. Die Rhone (im vergleich zum Rheine).
(Nach F. H. Müller, die deutschen Stämme.)
Die Rhone ist der große französische Alpenstrom, welcher die mei-
sten Gewässer der Westalpen in das Innere von Frankreich hineinführt.
Genauer ist sie aber als das große burgundische Stromsystem zu
bezeichnen, in so fern das ursprüngliche Burgundien, aus welchem alle
spätern burgundischen Reiche und Herrschaften hervorgegangen sind, mit
ihrem Flußgebiete im Allgemeinen zusammenfällt. Da die Rhone gleich
dem Rhein in der Mitte des Alpenlandes auf der Plateaumasse des
St. Gotthard und zwar dicht neben den Rhein-Quellen ihren Ursprung
nimmt, so zeigt sich auch eine gewisse Verwandtschaft zwischen den
Stromsystemen des Rheines und der Rhone, obschon sie beide wiederum
durch ihre Natur und Weltstellung wesentlich von einander verschieden
sind. Der Rhein entspringt zwar in dem Herzen des Alpenlandes,
bricht aber auf dem nächsten Wege aus demselben heraus, verläßt das-
selbe gänzlich und bahnt sich durch die mitteleuropäischen Gebirgsmassen
einen Weg, um sich fern von dem Alpenlande in das Meer zu ergießen.
Die Rhone bricht zwar auch auf dem gradesten Wege westwärts aus
dem Alpenlande hervor, aber sobald sie in die ihm angelagerte Ebene
eingetreten ist, wendet sie sich um und läuft nun an dem Westsaume