1. Bd. 1
- S. 798
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
798
Deutschland.
und eine kleine Stunde von der Kunststraße entfernt, die von
Frankfurt nach der Schweiz zieht. Von dieser Straße lauft bei
dem Dorfe Oos eine wohl unterhaltene Chaussee nach Baden ab,
welche durch das liebliche Thal der Oos zieht. Links sieht der
Reisende unmuthige Weinhügel, hinter denen dunkle mit Tannen
bewachsene Berge mit gewaltigen Felsmassen und den wohlerhal-
tenen Ruinen des ^ St. von Baden entfernten alten Badischen
Stammschlosses sich erheben; rechts üppig grünende Felder und
Wiesen, Berge im wechselnden Grün der Eichen und Buchen,
friedliche Landsitze und Meiereien, zerstreut am Fuße des mächti-
gen Fremersberges, im Mittelgrunde die Stadt Baden mit ihrem
Schlosse und Thürmen und in der dunkeln Ferne des Hinder-
grundes die blauen Gipfel des Schwarzwaldischen Hochgebirges.
Ueberhaupt mögen wohl wenige Gegenden Deutschlands seyn, die
so viele und reizende Partien in der Umgegend darbieten als die-
ser Bade- und Kurort; und für die Bequemlichkeit und das Ver-
gnügen ist reichlich gesorgt; auch werden die Anstalten dazu täg-
lich noch erweitert und verschönert. Der Badehauser sind gegen-
wärtig 8, und wer darin kein Unterkommen finden kann, miethet
sich in einem Privathause ein, was viele Fremde vorziehen. Der
nächste Lustort für die Kurgaste ist das neue Conversations-
odec Gesellschaftsbaus auf der Promenade, dessen Mitte der
große, prächtige Gcfellschaftssaal bildet, der 150 F. lang, 51
breit und prachtvoll ausgeschmückt ist. Der warmen Quellen sind
15, verschieden an Warme und Gehalt; der Ursprung ist die
Hauptguelle, welche aus einem geborstenen Felsen hervorsprudelt,
und in 24 Stunden 7,545,000 Kubikzoll Wasser giebt, dessen
Warme 54" Reaumur betragt. Das Gewölbe dieser Quelle zeigt
noch in den Wanden und Fußboden die Reste von herrlichem wei-
ßen Marmor, womit die Römer dasselbe belegt hatten, denen
schon diese Bader bekannt waren. Reben dem Ursprung steht die
Antiquitatenhallp, 1805 in Form eines antiken Tem-
pels erbaut, um die in und um Baden gefundenen Römischen
Alterthümer darin aufzribervahren.
Frei bürg, sonst die Hauptstadt des Breisgau, jetzt des
Oberrheinkreises, hat eine entzückende Lage und gewahrt von jeder
Seite eine überraschende, einnehmende Ansicht, vorzüglich von
dem mit Reben bepflanzten und z Stunde entfernten Lorettohü-
gel und von dem Schloßberge (jetzt Ludwigshöhe genannt),
der sich unmittelbar an der Stadt 400 F. über dieselbe erhebt,
und an welchem gegenwärtig schöne Anlagen sich befinden. Diese
von 14,500 Menschen bewohnte, durch ihre Universität berühmte,
im Ganzen freundlich und hübsch gebaute Stadt liegt in der mit
allen Reizen der höchsten Fruchtbarkeit geschmückten und aufs
sorgfältigste angebauten Rheinebene, am Fuße des Schwarzwal-
des, 5 Stunden vom Rheinstrom entfernt. Rahe bei der Stadt