1814 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Löhr, Johann Andreas Christian
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Asien.
pfangt Opfer von allen Speisen und Getränken, und an
Festen, wo er aufgeputzt wird, werden ihm Lampen und
Raucherwerk angezündet.
Die Heerden, die der einzige Reichthum des Kal-
mücken sind, waren einst viel zahlreicher, und mancher
hatte allein 4000 Pferde, die in diesen Gegenden klein,
aber unermüdlich im Laufen sind, und einige Tage ohne
Wasser aushallen können. Nur Reiche halten Kameele.
Der Ziegen sind wenig, der Schafe mehr.
Im Sommer wandert die Horde, der Weide wegen,
alle sechs Tage weiter, aber nur nach einem der ihr zuge-
hörigen Bezirke. Bestimmte Leute ziehen voraus, um
für den Chan oder Fürsten, für den Götzen und die Geist-
lichen, die besten Plätze auszuwählen. Zu dem Zuge
putzt man sich, und während desselben singt man. Ge-
gen den Winter zieht man in südlichere Gegenden, und
wählt so viel möglich Schilfpläße, damit das Vieh eini-
gen Schuh habe. Dennoch verliert man oft das Drit-
theil der Schafe, und von den Pferden verlaufen sich
ganze Heerden. Ist der Schaden noch größer und allge-
meiner, so ist Hungersnoth unvermeidlich, denn der
Kalmücke bekommt fast Alles von seiner Heerde, selbst den
Mist zur Feuerung — denn Holz fehlt in diesen öden
Steppen überall, und Wasser ist so selten, daß man oft
drei Meilen zur Tränke treiben muß.
Man ißt fast alle Thiere, und selbst das umgefallene
Vieh. In Trögen wird das Fleisch mit Schaum und
Brühe aufgetragen; mit den Händen legt man vor, oder
man holt sich mit denselben heraus. — Selbst die Knechte
v essen