1858 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: ,
- Hrsg.: Wenzig, Josef, Vogel, Carl, Körner, Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlacht bei Zeuta.
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In Schweiß gebadet kamen die Kaiserlichen am späten Nachmittag bei
Zenta an. Die Türken waren noch im Uebergange begriffen, die Reiterei und
das Geschütz bereits auf dem linken Ufer, wo ein Lager von bunten Zelten mit
wehenden Wimpeln ausgeschlagen stand. Nur das Fußvolk befand sich noch auf
dem rechten Ufer, wo es hinter hohen Erdwällen lagerte, auf welchen Kanonen
ihre furchtbaren Schlünde denen zukehrten, welche den Uebergang stören wollten.
Schnell übersah Eugen die feindliche Stellung, erkannte in der Theilung des
Heeres einen Fehler, welcher den Sieg erleichtern konnte, und befahl deshalb die
sofortige Aufstellung zur Schlacht.
Die Kolonnen entwickelten sich, die Züge marschirten neben einander in
Schlachtlinie auf, Batterien zogen rasselnd durch die geöffneten Glieder, um sich
vor der Front aufzustellen, Reitergeschwader trabten nach den Flügeln oder sam-
melten sich hinter den langen Reihen der Bataillone, Adjutanten sprengten hm und
her, und ehe zwei Stunden vorüber waren, stand die kaiserliche Armee in voller
Schlachtordnung. Die Türken waren über diese Anordnungen so betroffen, daß
sie nicht wußten, was sie thun sollten. Diese Unentschlossenheit hielt sie denn
auch ab, den Aufmarsch der Kaiserlichen zu hindern, sie begnügten sich vielmehr
damit, die Reiterei vom linken Ufer auf's rechte zurückzurufen. Die Rosse am
Zügel führend, kamen die Spahis, versprachen dem Großwessir, für den Glauben
den Märtyrertod zu sterben, und stellten sich auf ihre Posten in den Schanzen.
Jetzt befahl Eugen den Angriff. Die Trompeten klangen, die Trommeln
wirbelten, die kaiserlichen Fahnen wehten hoch wie segnend über den anrückenden
Bataillonen. Nur noch zwei Stunden kann die Sonne scheinen! rief Eugen den
Truppen zu, drum tapfer drauf! Macht's kurz und bündig ab! — Es lebe der
Kaiser! Es lebe Prinz Eugen! antworteten die zum Kampfe begeisterten Trup-
pen. Im Sturmschritt ging es gegen die halbmondförmigen Schanzen der Tür-
ken. Den rechten Flügel führte Graf Guido von Stahremberg, den linken Graf
Bussy Rabuttin und das Mitteltreffen Eugen selbst.
Schweigend rückten die Bataillone an; im Glanz der scheidenden Sonne
blitzten die Bajonette und die Säbel der Reiter. Da klang es: „Marsch!
Marsch!" und der Erdboden bebte unter dem Fußtritt der Stürmenden. Mitten
durch den Kanonendonner und die sausenden Kugeln drangen die Kaiserlichen
gegen die Schanzen; jetzt rollte Salve auf Salve, dicke Rauchwolken zogen die
Schanzen hinauf, ihnen nach die Oesterreicher. Selbst die Reiter hatten ihre
Pferde am Zügel bis an die Schanze geführt, dort ihre Karabiner abgefeuert,
dann die Rosse bestiegen und sprengten verwegen und den Säbel schwingend den
Wall hinauf. Unwiderstehlich war der Andrang der Kaiserlichen, lustig statter-
ten ihre Fahnen auf den Wällen, dann aber stiegen sie dieselben hinab, und da
sie von drei Seiten stürmten, so richtete ihr Gewehrfeuer furchtbare Verheerungen
unter den Türken an. Tiefe Lücken rissen die Salven, rottenweise stürzten die Tür-
ken, drängten rückwärts, und als die weichenden, sich auflösenden Schaaren auf
einander stießen, so brach wilde Verwirrung ein. Alles rannte durcheinander,
Reiter und Fußvolk mischten sich, und der Knäul drängte, wogte und stuthete
Bilder aus Oesterreich. Iii. 2. a