1834 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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A. Europa.
rühmte Reise, auf welcher er die Sitten, Einrichtungen und vor-
züglich die Künste und Wissenschaften der gebildeten Völker mit eig-
nen Augen zu sehen und sich anzueignen zur Absicht hatte, In
dem zahlreichen Gefolge einer nach Holland geschickten Gesandt-
schaft verborgen, kam er nach Amsterdam und begab sich bald nach
der kleinen Stadt Zaardam, um dort als gemeiner Schiffbauer
dieses ihm wichtige Handwerk zu lernen; nebenbei beschäftigte er
sich viel mit der Mathematik und besuchte lernbegierig die berühm-
testen Gelehrten des Landes. Von hier ging er nach England, wo
er eifrig seine Studien fortsetzte und mit großer Freude das ihm
gemachte Geschenk einer Fregatte annahm. Von Eizgland ging
er über Holland nach Wien,und hatte die Absicht auch Italien zu
besuchen, als ein neuer und größerer Aufstand der Streichen ihn
zur Rückkehr zwang. Bei seiner Ankunft fand er die Empörer
schon geschlagen und in Ketten; Tausende verloren das Leben, das
ganze Corps ward aufgehoben und größtenkheils nach Sibirien
verwiesen; auch diesmal vergab er seiner Schwester, deren Herrsch-
sucht unablässig nach dem Throne strebte. Der nordische Krieg,
welcher von 1760 — 21 Peters ganze Thätigkeit in Anspruch nahm,
ist schon großentheils in der schwedischen Geschichte (Th. 1.
S. 485.) erzählt, daher wir hier nur die mehr russische Seite des-
selben herausheben. Peters große Plane zur Bildung seines Volks
konnten nur gelingen, wenn er demselben durch die Ostsee die Ver-
bindung mit den europäischen Völkern verschaffte. Bereitwillig
trat er daher dem Bündniß Polens und Dänemarks gegen den
jungen Carl Xii. von Schweden bei, um sich der Provinzen In-
germanland und Karelicn, welche schon mehrere Male in älterer
Zeit russisch gewesen, zu bemächtigen. Im Anfang war er wenig
glücklich; seine zahlreichen Heere, welche aber nur zum kleinsten
Theile aus geübten Kriegern bestanden, unterlagen mehrere Male
bei Narva 1700, bei Clissowa in Polen 1702, und noch öfter den
schwächeren aber kriegsgewohnten Schweden. Des günstigen Aus-
gangs gewiß, benutzte Peter Carls langen Aufenthalt in Polen,
wo er an Auguft's Stelle Stanislaus Leszinsky zum König erwäh-
len ließ, und während Carl in Sachsen eingedrungen August zu
dem schimpflichen Allranstadter Frieden 1700 zwang, eroberte er
die ihm so wichtigen Provinzen und legte 1703 seine künftige Re-
sidenz Petersburg und zu ihrem Schutze die Festung Cronslot an.
Diese Eroberungen Peters sind auch dadurch merkwürdig, daß er
bei der Einnahme von Marienburg in Liefland ein Mädchen von
geringem Stande, Catharina, kennen lernte, welche er später
heirathete und die seine Nachfolgerin ward. Sein tollkühner
Feind, statt diese neuen Erwerbungen anzugreifen, ließ sich durch
die Versprechungen Mazeppa's, des Atamans der dänischen Ko-
sacken , welche er zum Abfall entschlossen glaubte, verleiten, in die
öden Gefilde der Ukraine vorzudringen, wo er den indeß geschla-