1863 -
Leipzig
: Amelang
- Hrsg.: ,, Fix, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten viele.vor-
rechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel
freier wurden, als die Bauern, welche den Edelleuten als Leibeigene
dienen mußten. Nun kam auch nach und nach das Gewerbe auf. Der
Eine fing an, für die Uebrigen Kleider zu machen; ein Anderer ver-
fertigte Schuhe für Alle; ein Dritter bauete Häuser u. s. f. Mit einem
Worte: es entstanden die verschiedenen Handwerke. Als endlich nach
neun Jahren die Ungarn wiederkamen, und als die Bauern nun ihr
Vieh und ihr sonstigen Habseligkeiten in dse ummauerten Städte
flüchten konnten, da jubelte Alles dem Städtegründer entgegen und
freute sich des Königs. Nun schaarten sich die Krieger wie Ein Mann
um den geliebten Helden, welcher sie zur Schlacht mit den Worten ent-
flammte: „Krieger, sehet, dort glüht der Himmel blutigroth! Eure
Habe ist's, die auflodert. Was suchet ihr, wenn ihr umkehret und
fliehet? Eure Hütten? — Sie liegen in Asche. Eure Söhne und Töch-
ter? — Sie sind mißhandelt. Euren Gott? — Seine Altäre sind umge-
stürzt. Krieger, der Tag der Vergeltung ist gekommen; seid Männer
und betet zu dem dort oben, der Hülfe sendet in der Stunde der Noth!"
— Und Gott sandte Hülfe; denn Heinrich schlug die wilden Horden
im Jahre 933 unweit Merseburg aufs Haupt, daß sie während
seiner Lebenszeit nicht wiedergekommen sind. Späterhin hat Kaiser
Otto, Heinrichs Sohn, sie noch einmal aus dem Lechfelde bei Augs-
burg geschlagen (955), und da sind sie ganz ausgeblieben.
271. Friedrich Rothbart.
Kaiser Friedrich Rothbart oder Barbarossa wollte im Jahre
1190 einen Kreuzzug unternehmen. Er wollte mit einem großen Heere
in das heilige Land ziehen und die Türken daraus vertreiben. Aber
auf dem Wege dahin ertrank er in einem Flusse in Kleinasien. Nun
wollten es die Deutschen nicht glaubten, daß ihr großer, ritterlicher
Kaiser umgekommen sei. Auch wollten ihn nachmals Viele in der Höhle
des Khffhäuserberges gesehen haben, mit den Gewaltigen seines
Reiches auf Stühlen von Elfenbein vor einem großen steinernen Tische
sitzend. Und da sitzen sie nun schon viele Jahrhunderte stumm und starr;
dem Kaiser ist der lange, feuerfarbene Bart durch den Tisch bis auf den
Boden gewachsen. Dereinst aber soll er aus seiner Höhle in großer
Macht und Herrlichkeit wieder hervorgehen. Dann wird er sein Reich
wieder in Besitz nehmen, Deutschland groß machen über alle Völker,
die Türken aus dem ganzen Erdtheil vertreiben und ihnen auch das hei-
lige Land wieder entreißen. Zwerge hat der Kaiser zu seinem Dienste;
Gold und große Schätze sind in seinem Zauberschlosse aufgehäuft.
Einmal saß ein Schäfer auf dem Berge und blies auf seiner