1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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der Pabst Leo am Weihnachtsabend eine herrliche Krone auf's Haupt und
begrüßte ihn als ersten römisch-deutschen Kaiser. Sein Reich
aber hieß fortan das h e i l i g e römische Reich deutscher Nation:
der Pabst sollte darin das geistliche, der Kaiser das weltliche Oberhaupt
sein; nach und nach sollte es alle Völker der Erde in einem Glauben
friedlich umfassen.
Doch über diesen gewaltigen Plänen versäumte Karl nicht, sein Volk
auch zu bilden. Neben der Kirche sollten Schulen dazu mitwirken. An
seinem Hofe versammelte er die gelehrtesten und weisesten Männer seiner
Zeit, darunter den Angelsachsen Ale uin. Mit diesen unterhielt er sich,
wenn er von seinen Feldzügen ausruhte, über gelehrte Dinge, und uner-
müdlich war er, sich zu unterrichten und seine mangelhafte Jugendbildung
zu vermehren. Außer dem Deutschen sprach er das Lateinische recht gut;
das Lesen aber ward ihm schwer. Rechnen lernte er erst im höheren Man-
nesalter ; auch das Schreiben versuchte er und gab sich große Mühe dabei,
aber die Finger, die das Schwert zu führen gewohnt waren, fügten sich
nicht mehr dem Zwange, Buchstaben zu malen. Desto eifriger war er
darauf bedacht, im Volke und besonders unter der Geistlichkeit die nöthigsten
Kenntnisse zu verbreiten ; er gründete viele Klosterschulen, und die Knaben-
schule an seinem Hofe stand unter seiner eigenen Aufsicht, er ließ sich die
Arbeiten der Schüler vorlegen und belohnte den Fleiß und strafte die
Faulheit. Auch beim Chorgesang in seiner Kapelle spähte er scharf nach
Priestern und Sängern, er wußte genau, was jeder vermochte, und ward
sehr ungnädig, wenn ein Fehler vorfiel.
Für Ackerbau, Gewerbe und Handel that er, im Verhältniß seiner
Zeit, sehr viel. Er ließ den Kalender verbessern und ertheilte die genauesten
Vorschriften für alle Stände. So wenig die Deutschen damals zum Handel
geneigt waren, so machte doch Karl einen Anfang. Er munterte die Kauf-
leute auf und gab ihnen bedeutende Vorrechte. Die Juden, die nach der
Zerstörung von Jerusalem durch die Römer als Sklaven fortgeschleppt und
in alle Länder zerstreut worden waren, beschäftigten sich, seit sie mit den
Römern unter die Herrschaft der Deutschen gekommen waren, ausschließlich
mit dem Handel. Karl achtete ihren Eifer und ihr Geschick für diesen Er-
werbszweig und gab ihnen trotz der Vorurtheile der Christen so viele Rechte,
als die Menschlichkeit gebot und der Vortheil des Staats verlangte. Straßen
wurden angelegt, durch strenge Gesetze die Reisen der Kaufleute gesichert.
Mit den slavischen Handelsstätten an der Ostsee, mit den Griechen ward
Verbindung angeknüpft. Jene lieferten Sklaven und Pelze, diese Edel-
steine, Zeuge, Früchte. Im Innern des Reichs wurden neue Marktplätze
errichtet und fremde Handelsleute dabei zugelassen, so zu Bardewvk, Magde-
burg, Erfurt, Forchheim, Regensburg, Lorch.
Für Ackerbau und Handwerke war Karl ebenso besorgt, als er sich
darauf verstand. Seine Pfalzen oder kaiserlichen Aufenthaltsörter, vor-
züglich Aachen, Heristal, Nimwegen, Andernach, Ingelheim, Worms, Pader-
born, Salzburg rc., wo er Gärten, Accker, Weinberge, Wiesen und Wälder