1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
245
aus einander genommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die
hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Guttcnberg wählte bleierne. Im
Jahr 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein vollständiges
Buch zu Stande.
Guttcnberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer
Zerwürfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443
blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt
der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich
mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmidt, und Peter
Schösser, einem Geistlichen zu Germersheim, welcher letztere das soge-
nannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand.
Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Uebersetzung der Psalmen, die
1457 vollendet wurde.
Aber Guttcnberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Er-
findung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe.
Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust seine Druckerei in Beschlag und
nöthigte dadurch Guttcnberg wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er
jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine
neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schösser
druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger als die früheren
geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden, verkauft ward.
Als im Jahr 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau
in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Faust's Werkstätte, und diejenige
Guttenberg's gerietst ins Stocken. Damals verließen viele Buchdrucker-
gehülfen, die man, um das Geheimniß zu bewahren, bis dahin ängstlich
bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz
und in Italien Druckereien an. Faust und Schösser eröffneten ihre Werk-
statt bald wieder. Guttcnberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter
die Hofleutc des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn
auch arm, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837
bat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal
gesetzt.
Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der
Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu hand-
habende Form gab, ungemein befördert, und wissenschaftliches Streben
und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben, wovon die
schnelle Verbreitung der altclassischen Studien, besonders nach der Er-
oberung von Konstantinopel, und die der Reformation unleugbare Zeug-
nisse abgeben.
Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecherkunst
erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit
Kupferstichen aufzuweisen ; aber die Deutschen Michael Wolgemut und
sein berühmter Schüler Albrecht Dürer haben diese Kunst durch Ein-
führung des Aetzgrundes und des Scheidewassers statt des Grabstichels scbr
vervollkommnet.